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Apple Music: Das Dilemma mit Streaming und andere interessante Zahlen des Musikmarktes

Apple Musik wird in Deutschland 9,99 Euro bzw. 14,99 Euro für bis zu sechs Familienmitglieder kosten. Die 1:1 Umrechnung des Dollar/Euro-Kurses hat MacLife in der Beta-Version von iOS 8.4 entdeckt. Offiziell stehen auf der deutschen Apple-Seite noch keine Preise. Vermutlich sind die Verhandlungen mit der GEMA noch nicht abgeschlossen. Doch auch hierzulande und in 99 weiteren Ländern soll es am 30. Juni losgehen.

Apple macht es Einsteigern leicht. Für Apple Musik benötigt man keine neue App, alles funktioniert wie gewohnt in der Standard-App Musik. Wer nicht bezahlen möchte und mit seiner Apple-ID angemeldet ist, kann Beats1 Radio hören und Künstlerfeeds auf Connect abonnieren. Wer Apple Musik erstmal ausprobieren möchte, hat dazu drei Monate Gelegenheit. Die meisten anderen Anbieter geben Interessenten nur 30 Tage. Um möglichst viele Interessenten für den Abo-Dienst zu begeistern, wird es ab Herbst 2015 auch eine Android-Version der App Musik geben.

Streaming bringt dem Künstler nur Kleingeld

Apple hat rund 30 Millionen Songs in seiner Datenbank. Aber ihnen geht es weniger um die großen Namen, die haben die anderen schließlich auch. Apple Music soll eine Plattform für “Jedermann” im Musikgeschäft werden. Nicht umsonst stehen im ersten Werbespot für das Streaming-Angebot keine Stars im Mittelpunkt, sondern ein Teenager, der in seinem Zimmer einen Song abmischt. Das Streaming-Radio Beat1 spielt keine Playlisten. DJs kuratieren durch ihre Entdeckungen und Lieblingssongs. Für die Hörer mag das gut sein, neue Talente abseits des Formatradios zu entdecken, doch ob unbekannte Künstler von den Einnahmen leben können, ist zweifelhaft. Teilt Apple bei den Apps 70%/30% mit den Entwicklern, geben sie bei Musik nur 58 Prozent an die “No Names” weiter, die keinen separaten Vertrag mit Apple haben.

Bislang ist Streaming auch ein schlechtes Geschäft für die großen Musiker. Darum hat Taylor Swift mit großem Aufsehen ihre Musik bei Spotify rausgezogen. Spotifys CEO Daniel Ek hielt dagegen, der Streaming-Dienst sei eine gute Zusatzeinnahme für Musiker. Hier steht Aussage gegen Aussage. Mehr Klarheit bringt ein Schreiben von Sony/ATV Music Publishing CEO Marty Bandier an seine Mitarbeiter. Darin nennt er Zahlen: Pharrel Williams erhielt für seinen Mega-Ohrwurm “Happy” gerade mal 2.700 Dollar. Die Summe bezieht sich auf 43 Millionen Streams im ersten Quartal 2014 beim führenden Streaming-Anbieter in den USA, Pandora. Diese Einnahmen müssen sich Plattenlabel und Komponist teilen. Für 55 Millionen Streams von John Legends “All of me” gab es im gleichen Zeitraum von Pandora 3.400 Dollar. Macht also 0,062 Dollar pro 1.000 Streams. Für einen kleinen bzw. regional bekannten Künstler ist das zu wenig. Er muss Streaming unter der Rubrik “Eigenwerbung” verbuchen.

Umsatzentwicklung in der deutschen Musikindustrie von 1984 bis 2014 (Anklicken zum Vergrößern)

Halbierung des Umsatzes in der Musikbranche

Die Rettung ist Streaming für Künstler ganz sicher nicht. Haupteinnahmequelle bleibt der Live-Auftritt. Der Musikmarkt wurde durch die Digitalisierung und die daraus resultierende Piraterie schwer gebeutelt. Kopien und Verteilung kosteten plötzlich kein Geld mehr. Der deutsche Musikbranche verzeichnete eine Halbierung seines Umsatzes von 1997 bis heute. Doch inzwischen wächst der Markt wieder leicht. Im vergangenen Jahr waren es 1,8 Prozent auf 1.479 Millionen Euro Umsatz. Den Großteil (75 Prozent) machen noch immer Tonträger in Form von CDs aus. Erstaunlicherweise erlebt die Schallplatte eine Renaissance. Der Umsatz mit Vinyl-LPs kletterte 2014 um satte 33 Prozent. Die Entwicklung ist nicht auf Deutschland begrenzt. Auch in den USA legen wieder mehr Leute die schwarzen Scheiben auf: ein Plus von 50 Prozent auf 320,8 Millionen Dollar Umsatz.

Lizenzen: Auch als Synchronisation bezeichnet. Linzenzeinnahmen aus Verwendung von Musik in TV, Film, Games und Werbung. (Anklicken zum Vergrößern)

Natürlich bleibt die Vinyl-Scheibe ein Liebhaberstück. Die Zukunft gehört dem Streaming, doch noch ist das Musikhören über Datenverbindung in Deutschland ein Nischenprodukt. Gerade mal sieben Prozent Umsatzanteil erreichte Musikstreaming im vergangenen Jahr. Da ist man in den USA weiter: Hier liegt der Umsatzanteil bei 27 Prozent. Den Anteil will Apple deutlich anheben. Mit ihren guten Kontakten in die Musikbranche (U2 iPod-Editionen, Live-Performances bei Apple-Events, Übernahme Beats etc.) und 800 Millionen Kreditkarten-Konten in iTunes ist das Fundament für einen weiteren Erfolg gelegt. Mit Beats1 Radio (rund um die Uhr, moderiert aus Studios in New York, L.A. und London) und der Fan-Plattform Connect (ein bisschen Soundcloud, etwas Facebook, eine Prise YouTube und etliche Anregungen von MySpace) bietet Apple tatsächlich mehr für´s Geld als die bisherigen Streaming-Anbieter. Selbst kritische Künstler wie Taylor Swift dürfte Apple bereits umgestimmt haben. Schließlich waren ihre Titel (Beitragsbild: Top Songs / Top Videos) in Screenshots bei der Apple-Präsentation von Apple-Musik zu sehen. Man darf davon ausgehen, dass Apple hier nur Künstler zeigt, die sie bereits unter Vertrag haben.

Taylor kämpft bei Apple Music für die Musiker

Taylor Swift hat sich durchgesetzt. Die Künstler werden innerhalb der dreimonatigen kostenlosen “Schnupperphase” von Apple Music doch bezahlt. Eigentlich hatte sich Apple einen Umsatzschlüssel nach zahlenden Nutzern pro Region vorgestellt. In den drei kostenlosen Monaten, wären Künstler kommt leer ausgehen.

Das rief den Unmut von Taylor Swift auf den Plan, sie könne zwar durch Live-Auftritte sich, ihre Band, Tänzer, Techniker und Management bezahlen, doch bei jungen Sängern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, sehe das anders aus. Sie schreibt: “Three months is a long time to go unpaid, and it is unfair to ask anyone to work for nothing. I say this with love, reverence, and admiration for everything else Apple has done. I hope that soon I can join them in the progression towards a streaming model that seems fair to those who create this music. I think this could be the platform that gets it right.

Kaum ein Hit verweilt länger als drei Monate in den Top-Positionen der Charts. Unter Umständen würde ein Künstler – egal on Anfänger oder etabliert – bei einem großen Hit, der von besonders vielen Menschen in ihrer Testphase gehört wird, weitestgehend leer ausgehen.

Apple scheint es wichtig zu sein, dass Taylor Swift mit von der Partie ist. Das Zitat liest sich ja so als ob die Sängerin noch nicht unterschrieben habe. Dabei wurden, wie hier zu sehen, bereits bei der Präsentation von Apple Musik Swift-Alben gezeigt. Entsprechend schnell reagiert Eddy Cue, Apples iTunes-Boss. Natürlich werde man die Künstler in der Testphase pro Stream bezahlen. Punktsieg für Taylor.

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.

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