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Apple setzt auf Privatsphäre der Nutzerdaten

Ganze zwei Stunden, zwanzig Minuten dauerte die Eröffnungs-Präsentation der Entwicklerkonferenz WWDC 2019 im Convention Center von San Jose. Apple-Chef Tim Cook bat etliche seiner Manager auf die Bühne, um Neuheiten bei iOS 13, Mac OS, Watch OS und dem neuen iPad OS vorzustellen.

Differenzierung über Datensicherheit

Die Liste der gesamten Neuerungen findet Ihr hier. Ich will mich auf etwas anderes konzentrieren: Datensicherheit und Privatsphäre. Wie differenziert man sich vom Wettbewerber? Die Frage werden sich die Manager bei Apple ebenfalls gestellt haben. Die Smartphones und ihre Betriebssysteme sind inzwischen so ausgeklügelt, dass sie sich kaum noch unterscheiden. Alle können alles. Aber wie rechtfertigt man dann Einstiegspreise jenseits der 1.000 Euro-Marke für ein Smartphone? Zumal wenn man nicht der Marktführer ist, was Marktdurchdringung angeht. iOS hält rund 23 Prozent im Markt der mobilen Betriebssysteme. Dominiert wird der Markt von Android.

Tim Cook zeigt natürlich andere Zahlen: 85 Prozent. So hoch ist Installationsrate der 12er-Version von iOS. Dagegen läuft nur auf 10 Prozent aller Android-Geräte die aktuelle 9er Version. Aber nur die aktuellste Version eines Betriebssystems garantiert Sicherheit. Und genau auf dieses Thema hat sich Apple bei seiner Präsentation konzentriert.

Fundamentales Menschenrecht

Den Kernsatz der Präsentation sprach Software-Chef Craig Federighi: “Datensicherheit ist ein fundamentales Menschenrecht.” Kleiner geht es bei Apple nicht. Aber das Thema Privatsphäre zog sich wie ein roter Faden durch die Präsentation. Angefangen bei der Uhr, die einen eigenen AppStore bekommt. Mit dieser Uhr wird neben Bewegungsdaten auch die Herzfrequenz des Trägers aufgezeichnet. Derart sensible Gesundheitsdaten will man nicht fürs Marketing missbraucht wissen.

Apps müssen nun jedes Mal nachfragen, wenn sie im Hintergrund die Lokalisierungsfunktion nutzen. HomeKit verschlüsselt Kameraaufnahmen, bevor sie in die iCloud übertragen werden. Apple bringt HomeKit Secure auf ausgewählte Router von Drittanbietern. Damit wird eine Firewall zwischen Smart Home-Geräten und der Cloud hochgezogen.

Privatsphäre durch Sign in with Apple

Höhepunkt war die Vorstellung von Sign in with Apple. Wir alle kennen die Logins über Social Media-Angebote von Facebook und Google. Mit diesen einfachen Logins gelangen auch persönliche Daten an die App-/Plattform-Anbieter. Das will Apple mit seinem Login verhindern. Die Freischaltung erfolgt über Face ID. Fragt die App nach dem Namen des Nutzers, kann der zustimmen – muss es aber nicht. Bei der Frage nach einer Mailadresse hat man die Wahl: Entweder gibt man seine richtige Mailadresse frei oder man schaltet eine temporäre Apple-Mailadresse davor. Diese leitet die Mails dann weiter. Hat man keine Lust mehr auf Benachrichtigungen des App-Anbieters, löscht man die temporäre Adresse. So etwas kann sich nur ein Unternehmen leisten, dass sein Geld mit Hardware und nicht mit Daten verdient. Hier wird der Unterschied zu Google und Facebook klar sichtbar.

Apple-Boss Tim Cook bei der WWDC 2019 in San Jose

Apples Strategie ist gut und richtig. Mit mehr Funktionen und besserem Design sind die hohen Gerätepreise kaum zu rechtfertigen. Datensicherheit und Privatsphäre sind in der digitalen Welt ein wertvolles Gut. Die Leute vertrauen Apple bei diesem Thema und werden bereit sein, den Aufpreis zu zahlen.

Die Börse zeigte sich im ersten Moment kaum begeistert. Der Aktienkurs ging nach der Präsentation rund 3,5 Prozent nach unten. Doch hier befindet sich Apple in guter Gesellschaft. Auch die Kurse von Amazon, Google und Facebook gaben nach, weil die US-Aufsichtsbehörden eine strengere Kontrolle bei digitalen Angeboten ankündigt hat. Da dürfte es Apple helfen, wenn sie nachweisen können, dass Nutzerdaten sicher auf den Geräten liegen bzw. verschlüsselt in die Cloud übertragen werden.

iTunes wird aufgelöst

Das überfrachtete Programm iTunes wird in drei Teile zerlegt. Zukünftig (ab Mac OS Catalina und iOS 13) übernehmen Apple Music, Apple TV und Podcasts die Aufgaben der Medienverwaltung.

iOS und Mac OS wachsen weiter zusammen

Mit der Einführung von iPad OS, einem speziellen Betriebssystem für das Tablet wird deutlich, die Operating Systems wachsen weiter zusammen. Begonnen hatte das 2016 mit der Umbenennung von OS X in Mac OS.

Das iPad bekommt damit Desktop-Browsing-Fähigkeiten für einen einfacheren Umgang mit Google Docs oder WordPress. Ein Download Manager vereinfacht den Umgang mit lokalen Dateien. Über externe Datenträger (z.B. SD-Cards) gelangen Dateien direkt auf das Tablet. Das iPad wird immer mehr zum Laptop-Ersatz – oder zu einem zweiten Bildschirm.

Neuer Mac Pro kostet über 10.000 Dollar

Apple erfreut in San Jose die Entwickler mit einem neuen Mac Pro. Die neue “Käsereibe” ist das Non plus Ultra auf dem Computer-Markt. Hier die Leistungswerte. Top ist auch der Preis. Will man den Rechner (5.999 $), samt passendem Monitor (4.999 $) und dazugehörigem Ständer (999 $) haben, muss man rund 11.000 Dollar auf den Tisch legen.

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.
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