Erstmals nach dem iPad im Jahr 2010 stellt Apple eine neue Produktkategorie vor: die Apple Watch. Das kam nicht unbedingt überraschend, was aber überrascht ist die Auswahl. Eigentlich ist Apple bekannt dafür, seinen Kunden etwas vorzusetzen mit der unterschwelligen Aussage: “Wir haben das so gestaltet, weil es gut für Dich ist. Was anderes gibt es nicht.” Doch die Apple Watch kommt gleich in drei Varianten, zwei Bildschirmgrößen und es stehen sechs Armbänder zur Auswahl. Apple wandelt sich zum Lifestyle-Konzern. Los geht es irgendwann Anfang 2015 zu Preisen ab 349 Dollar. Da Apple auf den 1:1 Umrechnungskurs steht, dürften es hierzulande 349 Euro sein.
In kleiner Runde soll Designer Jonathan Ive bereits getönt haben: “Die Schweiz ist in Schwierigkeiten.” Eine Anspielung auf die Aussage des finnischen Ministerpräsidenten Alexander Stubb, nach der das Land unter Nokias Niedergang zu leiden haben. Schuld sei daran vor allem Apple. Ob die traditionsreiche Schweizer Uhrenindustrie schon mit den Zähnen klappert, ist nicht überliefert.
Wie gelungen der Look ist, mag ich noch nicht beurteilen. Neu oder innovativ ist er jedenfalls nicht. Venturbeat spricht sogar von häßlich und langweilig. Die Krönung für mich ist die Sprache: Selbst im Deutschen nennt der Hersteller das seitliche Drehrad Digitale Krone (digital crown). Das Rad erinnert doch sehr an klassische Uhren zum Aufziehen. Mit der “Krone” kann man Fotos oder Wegstrecken zoomen. Er fungiert auch als Home-Button. Der Knopf darunter öffnet die Favoritenliste, um schnell ein Telefonat zu starten oder eine Nachricht zu diktieren. Ja, Siri ist in der Uhr integriert. Doch so ganz allein kann das Gadget seine Vorteile nicht ausspielen. Wer alles will, benötigt dazu noch mindestens ein iPhone der 5er- oder 6er-Serie. Die Uhr nutzt das GPS- und WLAN-Signal des Smartphones für die Streckenführung.
Das Retina-Display hat in der Damenvarianten eine Diagonale von 38 mm und für die Herren sind es 42 mm. Alle drei Varianten nutzen kratzfesten Saphirglas. Die Armbänder gibt es mit klassischem oder Magnet-Verschluss, aus Plastik, Leder oder Nirosta-Stahl.
Funktionen der Apple Watch
Natürlich ist es eine Uhr. Sobald der Träger seinen Arm anhebt, schaltet sich die Apple Watch ein und zeigt die Uhrzeit. Wie das Zifferblatt aussieht, bestimmt der Träger. Darüber hinaus zeigt sie Fotos an, die favorisierten Bilder aus dem iPhone und Mac werden automatisch auf die Uhr übertragen.
Die Uhr zeigt Mails und Nachrichten. Per Siri kann man Antworten diktieren oder nach dem Weg fragen. Die Apple Watch lotst ihren Träger dann zum Ziel. Natürlich ist sie auch ein Telefon, dank Mikro und Lautsprecher dürfte man sich beim Telefonat mit der Apple Watch wahlweise wie ein Geheimagent und Weltraumabenteurer fühlen – oder man nervt einfach nur die Leute neben sich.
Wirklich innovativ ist die Tap-Funktion. Der Bildschirm reagiert auf Berührung. Man schickt einem Freund oder einer Freundin “Klopfzeichen”, den eigenen Herzschlag oder eine Zeichnung. Auch Sprachnachrichten lassen sich verschicken.
Die Fitnessuhr
Die Uhr ist ein Tracker, also ein Schritt- und Bewegungszähler, wie die Armbänder von Jawbone oder Fitbit.
Seine eigenen Körperdaten zu erfassen und auszuwerten, liegt ja voll im Trend. Nicht zuletzt die iOS 8-App Health wird das noch fördern. Mit Apple Watch bekommt dank Bewegungssensoren jeden Schritt seines Trägers mit. In Kombination mit GPS und WLAN des iPhones wird das Bild vervollständigt.
Drei farbige Kreise zeigen dem Träger, welche Ziele er heute bereits erreicht hat. Die Farben stehen für Bewegen (Treppe statt Fahrstuhl nehmen), Trainieren (in die Muckibude gehen) und Stehen (beim Telefonieren vom Bürostuhl aufstehen). Die Herzfrequenz erfasst die Uhr ebenfalls. Auf der Unterseite messen LEDs und Fotosensoren den Puls des Trägers.
Geladen wird der Akku der Uhr aus einer Kombination der bekannten MagSafe Technologie und induktiver Ladung. Das Ladeteil wird per Magnet auf die Rückseite der Uhr geklickt, dazu muss man sie natürlich ablegen.