Seine Steuererklärung kann man (noch) nicht mit dem iPhone machen, aber die Belege kann man damit zum Steuerberater schicken. Mit der kostenlosen App Steuerberaten.de schießt man ein Foto seiner Belege und lädt es zu seiner Mandantenakte bei Steuerberaten.de hoch. Das ist für eine komplette Jahresakte zu mühsam, aber für vergessene Quittungen oder eine Hand voll Unterlagen für die Monatsabrechnung eine nützliche Funktion. Außerdem kann man direkt aus der App seinen Berater anrufen und erhält auf sich zugeschnittene Steuerinformationen.
Steuerberaten.de ist eine Online-Kanzlei mit Sitz in Köln. Sie hat sich auf die Generation Online spezialisiert. Transparenz und zeitgemäße Kommunikationsformen zeichnen sie aus. Der Erstkontakt erfolgt über eine gebührenfreie 0800-Telefonnummer. Als Mandant erreicht man seinen Berater per Mail, iPhone-App oder Videotelefonie (Skype). Ein passwortgeschützter Zugang öffnet jederzeit die eigene Steuerakte. Die steuerrelevanten Belege gehen per Post, gescannt oder via App an die Kanzlei. „Uns fehlt nur die Hand zum Schütteln“, sagt Gründer und Geschäftsführer Ralf Müller von Baczko.
Interessenten erfahren direkt auf der Webseite, nach Eingabe ihrer groben Einkommensdaten, wie teuer eine Einkommensteuererklärung oder ihre Finanzbuchhaltung wird. Auf einem Strahl werden Mindest-, Mittel- und Höchstgebühr dafür angezeigt. Steuerberaten.de liegt meist knapp über der Mindestgebühr. „Wobei später nach tatsächlichem Aufwand und Gegenstandswert abgerechnet wird“, sagt Müller von Baczko. Steuerberaten.de ist günstiger als andere Steuerberatungskanzeien, weil sie die Beratung von der Datenerfassung trennt.
Erster Erfolg dieses innovativen Angebots: Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Betreiben der Steuerberaterkammer Köln. Die Branche hasst Steuerberaten.de, weil sie Transparenz in eine bislang komplett undurchsichtige Dienstleistung bringt. Die Kammer wirft den drei Geschäftsführern vor, mit „Lockangeboten“ und „irreführender Werbung“ „sich berufswidrige Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“. Dem widerspricht Müller von Baczko, auch wenn er zugibt, die Gebührenordnung weiter auszulegen als andere. Dort ist die Rede von „angemessenen Gebühren“. Er hält beispielsweise 7,49 Euro pro Belegbuchung für unangemessen. „Mit der Gebühr kann ich keinen Auftrag bekommen“, sagt er. Große Teile der Kanzleiarbeit seien schematische Massenarbeit – vor allem das Erfassen der Belege – die man günstiger anbieten müsse. Losgelöst davon seien steuerliche Beratungsleistungen. Von Baczko und seine beiden Mitgeschäftsführer haben zwei Jahre Entwicklungsarbeit und rund eine Million Euro in das Angebot investiert. Nun werden sie auch den juristischen Streit bis zu Ende führen.