Das Thema Smart Home beginnt an der Haustür und damit am Schloss. Mit Bluetooth-Schlössern entriegelt die Tür automatisch, sobald man sich mit dem iPhone der Haustür nähert. Praktisch, wenn man die Hände voll hat. Unpraktisch, wenn ein Dieb das iPhone geklaut hat und weiß, wo man wohnt.
Noki wird über den vorhandenen Schlüssel gestülpt
Zwei Anbieter mit App-gesteuerten Türschlössern möchte ich hier vorstellen. Den Anfang macht Noki (ausgesprochen No Key) aus Österreich. Die Idee entstand im Grazer Company Builder Up to Eleven und ist aktuell die erfolgreichste Kickstarter-Kampagne in Deutschland. Innerhalb von 8 Stunden und 40 Minuten wurde am ersten Tag das Finanzierungsziel von 125.000 Euro erreicht. Wird nun bis zum 27. Juni 2015 die Summe von 235.000 Euro erreicht, ist eine Smartwatch-App geplant, mit der sich Noki von Apple- und Android-Smartwatches komfortabel bedienen lässt. Werden 270.000 Euro eingespielt, stellt Noki eine API (Schnittstelle) für Keyturner und Bridge bereit. Damit können technisch affine Programmierer Noki in ein bestehendes System integrieren. Sollten bis zum Laufzeit-Ende 300.000 Euro erzielt werden, ist eine Bridge als Android App vorgesehen.
„Der erste Tag bei Kickstarter hat gezeigt, dass wir mit Noki den Nerv der Zeit treffen, das Smartphone mit zusätzlichen Funktionen – wie etwa dem automatischen Öffnen und Sperren von Türen – zu erweitern“, sagt Martin Pansy, Gründer und Geschäftsführer von Noki. Die Auslieferung der ersten Produkte ist für Herbst 2015 vorgesehen.
Die Installation von Noki ist einfach: Den Aufsatz auf der Innenseite der Tür über das Schloss stecken und mit drei Schrauben fixieren. Noki passt auf jeden europäischen Schließzylinder. Den Schlüssel ins Schloss stecken. Den Rest der schwarzen Noki-Box drüberstülpen. Fertig. Ein Motor in der Box dreht den Schlüssel, sobald sich der Besitzer mit seinem Smartphone nähert. Via Bluetooth sendet die Noki-App den Befehl zum Entriegeln der Tür.
Bluetooth funktioniert nur im näheren Umfeld des iPhones (ca. 10 Meter). Damit man auch aus dem Büro das Türschloss steuern kann, gibt es eine Bridge, die das heimische WLAN-Signal nutzt. Damit lässt sich die Haustür für Besucher oder Kinder (ohne Schlüssel) aus der Ferne öffnen. Man kann Besuchern mit eigenem Smartphone aber auch einen Einladungscode zum öffnen der Tür schicken. Mit der App kontrolliert der Wohnungsbesitzer den Status des Türschloss, ob es gerade offen oder geschlossen ist.
Danalock aus Dänemark
Danalock stammt vom dänischen Hersteller Poly-Control und auch dieser Aufsatz öffnet das Türschloss ohne Schlüssel per iPhone oder per Code für Dritte – wahlweise dauerhaft oder zeitlich begrenzt. Die Tür kann weiterhin mit einem normalen Schlüssel von außen geöffnet werden. Die Fernsteuerung erfolgt per Steuerungs-App auf einem Smartphone oder Tablet über die Funkstandards Bluetooth oder Z-Wave.
Das Türschloss besteht aus drei Komponenten: einem Schließzylinder, einem motorisierten Knauf auf der Innenseite. Der vorhandene Zylinder wird ausgebaut und durch den mitgelieferten Danalock-Zylinder ersetzt. Die vier mitgelieferten Zylinder decken alle gängigen Türstärken ab. Auf der Innenseite wird der motorisierte Knauf installiert. Dieser öffnet und schließt die Tür automatisch, kann aber auch manuell gedreht werden. Je nach Nutzung halten die Batterien bis zu zwei Jahre. Sollten die Batterien leer sein, lässt sich das Schloss noch wie gewohnt mit einem Schlüssel von außen öffnen. Bei niedriger Batteriespannung wird der Nutzer rechtzeitig zum Tausch der Batterien aufgefordert. Sollten die Batterien leer sein, lässt sich das Schloss noch wie gewohnt mit einem Schlüssel von außen öffnen. An der Außenseite befindet sich wie bei einer normalen Tür ein konventionelles Schlüsselloch – fünf Schlüssel sind im Lieferumfang enthalten.
Einbau ohne Fachmann
Danalock-Kunden benötigen zum Einbau ihres neuen Schlosses lediglich zwei Schraubenzieher, zwei Zangen und 15 Minuten Zeit. Eine ausführliche Anleitung in Papierform und das Anleitungsvideo führen Schritt für Schritt durch den Montageprozess. Bei der Installation entstehen keine Schäden oder Veränderungen an der Tür, zur Anbringung werden nur bereits vorhandene Schraublöcher benutzt. Bei einem Umzug kann Danalock ebenso einfach wieder ausgebaut und durch den ursprünglichen Schließzylinder ersetzt werden.
Automatische Türöffnung
Danalock-Kunden entscheiden, wie sich ihre Tür öffnet: per Fingertipp in der App oder per Autolock automatisch bei Annäherung. Mit der Autolock-Funktion reicht es, das Smartphone in der Tasche zu tragen und sich der Tür zu nähern. Wie von Geisterhand wird der Zugang freigegeben. Das Schloss lässt sich so konfigurieren, dass auch die Türfalle eingezogen wird. So reicht ein kleiner Schubs, um die Tür zu öffnen. Der Nutzer kann festlegen, wie viel Zeit nach der Öffnung verstreichen soll, bis Danalock wieder automatisch absperrt.
Mit Danalock lassen sich auch Zugänge für Dritte einrichten, zum Beispiel für den Nachbarn, der im Urlaub Pflanzen und Haustiere umsorgt. Hierfür wird aus der App heraus ein Code per E-Mail oder SMS versandt. Zusammen mit der App erhalten die gewünschten Personen Zutritt. Diese Freigaben können unbegrenzt oder zeitlich limitiert gewährt werden. Die Danalock-App protokolliert jede automatische Türöffnung. So weiß der Besitzer immer, wer wann die Wohnung oder das Haus betreten hat.
Nicht nur zu, sondern verriegelt
Wohnungs- und Haustüren, die einfach nur ins Schloss gezogen werden, sind zwar verschlossen, aber nicht sicher. Danalock wird so eingestellt, dass die Tür nicht nur zu, sondern mit dem Schließbolzen verriegelt ist – und zwar immer. Das spart im Alltag das Absperren. Falls der Hausbesitzer aus der Ferne überprüfen möchte, wann jemand nach Hause kommt und ob das auch so gewollt ist, gibt es zusätzlich die Sensor-Alarmanlage von Gigaset. Das Danalock ist bei Amazon für rund 240 Euro erhältlich.
Ein Bluetooth Türschloss birgt natürlich auch Risiken: Hacker arbeiten daran, die Datenverbindung zwischen Schloss und Smartphone zu knacken. Mit einem gestohlenen iPhone, bei dem Bluetooth aktiviert ist, hat man sozusagen gleich den Wohnungsschlüssel erbeutet. Hier müssen die Anbieter noch geeignete Sicherheitsvorkehrungen treffen, so dass ausreichend Vertrauen für elektrische Türschlösser vorhanden ist.