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Ein neues Vertriebsmodell ohne Netzbindung testen

Die exklusive Netzbindung hat nicht funktioniert. Apple ist enttäuscht von seinem bisherigen Vertriebsmodell. Wobei AT&T mit den Verkaufszahlen in den USA zufrieden ist. Rund 40 Prozent der iPhone-Käufer kamen als neue Kunden zum Provider. Mit Blick auf diesen Erfolg waren auch europäische Mobilfunkbosse elektrisiert. Für die drei Startländer Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurden mögliche Verkaufszahlen von bis zu 600.000 iPhones im ersten halben Jahr gehandelt. Die Provider sind mittlerweile wortkarger bei den Verkaufszahlen, doch dürften die deutlich unter den Erwartungen liegen.

Das Gerät an sich ist schon ein Erfolg. Die Menschen wollen es nutzen, weil es einen Meilenstein in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität ist – doch eben nicht in einem vorgeschriebenen Netz. Laut dpa telefonieren 50.000 Menschen in Deutschland mit freigeschalteten iPhones in den Netzen von Vodafone, O2 und E-Plus. In der Schweiz, wo es das Gerät offiziell nicht im Handel gibt, sollen es 34.000 Nutzer sein. In China sollen 400.000 iPhones funken – ganz ohne offiziellen Vertriebspartner. Für die skandinavischen Länder gibt es keine Zahlen, doch auch hier dürften tausende freigeschaltete iPhones in Benutzung sein. Zum einen steht Mobilfunknutzung hoch im Kurs und zum anderen ist hier die Apple-Begeisterung groß. In Skandinavien werden im europäischen Vergleich die meisten Produkte mit Apfel-Logo verkauft.

Ende der exklusiven Netzbindung?

Die Begeisterung für das iPhone ist also da, nur hakt es am Vertriebsmodell. Apple reagiert darauf. Mit dem Start des UMTS-iPhones (3G), voraussichtlich Ende Juni, testet das Unternehmen ein neues Vertriebsmodell. Dann verzichtet Apple in einigen Ländern auf die exklusive Netzbindung. In Italien soll Telecom Italia einige Monate exklusiven Vorsprung beim Vertrieb erhalten. Danach dürfen alle Provider das iPhone verkaufen. Eine Umsatzbeteiligung gibt es für Apple nicht. Sind sind nur noch prozentual am Verkauf der Hardware beteiligt. Der Preis für ein iPhone dürfte in den Monaten des exklusiven Verkaufs höher liegen, als die bisher üblichen 399 Euro.

Testfall Telefonica

Auch in Lateinamerika und Spanien soll der neue Vertrieb getestet werden, so die Zeitung Cinco Dias. Telefonica habe monatelang für Spanien mit Apple über einen exklusiven Vertrieb verhandelt, sei aber zu keinem Ergebnis gekommen. Dabei bestehen gute Kontakte zwischen beiden Unternehmen. Telefonica ist der Mutterkonzern von O2, die das iPhone in Großbritannien und Irland verteiben – noch exklusiv. Die Frage bleibt spannend: Wie verhält sich Apple in den Ländern mit exklusivem Vertrieb? Wird T-Mobile weiterhin als einziger die neue iPhone-Generation verkaufen dürfen? Das durchzuhalten dürfte schwer fallen, wenn es in Nachbarländern nicht netzgebundene Geräte zu kaufen gibt.

Apple wird der Verzicht auf die monatliche Umsatzbeteiligung nicht allzu schwer fallen. Als Hersteller der Hardware dürften sie vor allem an einer weiten Verbreitung des Smartphones interessiert sein. Gibt es viele iPhone-Nutzer, werden auch viele im AppStore einkaufen. Hierüber verkauft Apple ab Ende Juni die Software von unabhängigen Entwicklern. Von jedem Verkauf behält Apple 30 Prozent.

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.
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