First, lautet nicht nur der App-Namen, es ist auch Programm. Die Handelsblatt-Redaktion schickt Nachrichten zuerst auf ihre neue iPad App. Dabei handelt es sich häufig um exklusive Branchennachrichten. “Oft schafft es eine Meldung beispielsweise aus der Chemie-Branche nicht ins Blatt, weil sie nicht von allgemeinem Interesse ist. Aber für jemanden aus der Branche ist sie hochinteressant”, erläutert Sven Scheffler, Chefredakteur von Handelsblatt-Online, gegenüber iPhone-Fan das Konzept der App.

Insgesamt sieben Mitarbeiter aus der Online- und Print-Redaktion bilden ein eigene iPad-Reaktion. Aus dem eigenen Korrespondenten-Netz sowie Agenturmeldungen stellen sie das Nachrichtenangebot mit 80 bis 120 Meldungen pro Tag zusammen. “Dabei geht es nicht nur um Exklusivität, das kann man nicht durchhalten, aber um Tempo”, sagt Scheffler. Es wird allerdings noch etwas dauern, bis alle Redakteure und Korrespondenten verinnerlicht haben, dass Neuigkeiten zuerst auf First erscheinen und dann erst auf der Webseite und im gedruckten Blatt. Meedia hat gleich zum App-Start einen “Minutenvergleich” der Meldungen gemacht und kommt zu einem ernüchternden Resultat. Doch sollte man dem ambitionierten Projekt noch etwas Zeit geben, auch wenn zu Beginn “Aktualitätskosmetik” betrieben wird. Für den Artikel “Märkte warten nervöse auf Zahlen von Apple” wurde heute Vormittag lediglich das Bild ausgetauscht, der Text blieb gleich. Doch die Nutzer nehmen die App gut an, sie steht aktuell auf Platz 1 der iPad-Charts. Bis zum 30. April 2011 bleibt First kostenlos, dank eines Sponsors. Danach kostet ein Abo pro Monat 11,99 Euro, ein ganzes Jahr 119,99 Euro. Ganz werbefrei wird die Bezahl-App nicht sein, “dezente Werbung” wolle man bei First platzieren.

Layout und Optik der Wirtschafts-App sind gelungen. Die obere Hälfte des Startbildschirms nehmen Kurse ein, die wie auf einer Flugzeitentafel präsentiert werden. Die Werte kann der Nutzer seinen Wünschen anpassen, also die Kurse von Indizes, Rohstoffen oder einzelnen Werten im Blick behalten.

Darunter gibt es fünf aktuelle Meldungen. Das Fenster lässt sich mit dem Finger zu den Nachrichten aus den Ressorts Unternehmen, Finanzen, Politik und Namen weiterblättern. Ein kleines Fenster enthält die Schlagzeilen der Branchen Auto, Banken, Chemie, Energie u.a. Das dritte Fenster enthält Börsen-Nachrichten als Videos. Welches der drei Fenster was enthält, kann der Nutzer festlegen. Wer also nur Videos schauen möchte, legt diese in das Hauptfenster.

Praktisch ist die Aktentasche. Hier deponiert der Leser Artikel, die er später anschauen möchte. Die Aktentasche hat eine Download-Funktion. Die gesicherten Texte sind auch ohne Internetverbindung beispielsweise im Flieger zu lesen. Die Schriftgröße lässt sich bei allen Artikeln anpassen.

Wer sich für Wertpapierkurse interessiert, findet unter dem Chart-Icon Rubriken wie Aktienindizes, Rohstoffe und Anleihen. Über die Kurssuche kann man einzelne Titel auswählen, die mit einem Fingertipp auf die Aktentasche in der persönlichen Watchlist laden. Kursverläufe zu betrachten, macht auf dem iPad deutlich mehr Spaß, als auf dem iPhone.

Einziger Nachteil der App: Sie kommuniziert nur in eine Richtung – zum Leser. Man kann Artikel nicht bei Twitter oder Facebook empfehlen, auch die Weiterleitung per Mail ist nicht vorgesehen. Man kann nur die komplette App per Mail empfehlen. Auch an einer Diskussion mit den Lesern ist die Redaktion nicht interessiert. Eine Kommentarfunktion fehlt. “Die fehlenden Möglichkeiten des Teilens haben technische Gründe”, sagt Scheffler. Wenn ein Nachricht zuerst in der App erscheint, gibt es keinen Link, den man weiterleiten kann, auf der Webseite des Handelsblatt taucht die Nachricht erst später auf.

Für das iPad gibt es von der Wirtschaftsredaktion aus Düsseldorf noch das Handelsblatt ePaper. Hier kann man sich ab 23 Uhr die Printausgabe des Folgetages auf das Tablet holen.

Meine Wertung
Vier von fünf iPhones

Preis: zur Einführung kostenlos, ab 1. Mai 2011 pro Monat 11,99 Euro; Größe: 3,1 MB

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