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Handelsblatt setzt auf die Wertpapiermärkte dieser Welt

Bei den Apps von Printmarken frage ich mich immer, warum eine App? Eine iPhone-optimierte Webseite hätte es auch getan. Lediglich die Download-To-Go-Funktion wäre dann schwieriger zu lösen. Aber es gehört zum guten Ton, eine App zu haben und so kam mit dem Relaunch von Handelsblatt.com und der Umstellung der gedruckten Wirtschaftszeitung auf das kleinere Tabloid-Format auch ein kostenloser Reader in den AppStore.

Die Macher haben Anleihen beim großen amerikanischen Vorbild Wall Street Journal (WSJ) genommen, kommen aber mit ihrer App nicht ganz ran. Während die Amerikaner die Möglichkeiten von Text, Audio und Video voll ausspielen, setzen die Düsseldorfer nur auf Text und einige Videos, die man erst tief unter dem Menüpunkt “mehr” findet. Größtes Manko ist aber die fehlende “Blätter-Funktion” in den Artikeln. Steigt man in die “News” ein, wird über dem Text zwar mit 1/31 die aktuelle Position angezeigt, man kann aber nicht mit dem Finger zum nächsten Artikel blättern. Entweder schafft man es, oben in der Menüleiste das kleine Dreieck zu treffen oder man geht zurück ins Hauptmenü.

Die Schriftgröße der Texte lässt sich anpassen. Artikel kann man als Link per Mail verschicken. Eine Empfehlungsfunktion für Texte in Netzwerke à la Facebook fehlt. Artikel kann der Leser unter “Meine Artikel” speichern. Wer im Flugzeug oder bei schlechtem Empfang Texte lesen möchte, kann sich die komplette Seite über die “Download-To-Go” auf dem iPhone sichern. Das gilt natürlich nicht für die Rubrik “Börse“, wo aktuelle Kurse unter anderem von Aktien, Indizes und Rohstoffen abgerufen werden. Einzelne Werte lassen sich in einer persönlichen Watchlist speichern.

Wo das Vorbild WSJ in der Menüleiste auf “Opinion”, also die Einordnung von Themen in einen Kontext setzt, bevorzugen die Düsseldorfer die Rubrik “Finanzen“. Mit “Börse” und “Finanzen” machen sie deutlich, ihr Schwerpunkt liegt auf den Wertpapiermäkten dieser Welt. Macht insofern Sinn, weil gedruckte Kurslisten in Zeitungen ein Relikt vergangener Tage sein sollten.

Eine Öffnung in Richtung Social Web wäre schön gewesen. Ich möchte Artikel nicht nur einem Bekannten mailen, sondern sie via Twitter, Facebook, Posterous etc. einem größeren Leserkreis empfehlen. Einen großen Vorteil gegenüber dem WSJ hat die Handelsblatt-App: Man muss sich weder registrieren noch werden für Texte Geld verlangt. Noch …

Meine Wertung

Preis: Kostenlos, Größe: 0,6 MB

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.

Kommentare anschauen (3)

  • Lieber Herr Kunde. Bisher konnte ich mich dem Twittertrend erfolgreich wiedersetzen bzw. bisher scheint sich die Welt noch nicht für meinen täglichen Stuhlgang zu interessieren. Bin also in der Twitterszene ziemlich unerfahren. Bitte erklären Sie mir, warum es "wichtig" sein sollte einen Aktienkurs zu Twittern oder bei Facebook zu teilen? Mit einem Mausklick bekommt jeder die aktuellsten Aktienkurse von tausenden verschiedenen Anbietern im Netz. Warum soll ich mir einen stundenalten Aktienkurs auf Herr Kundes Twitterseite von der Wurstmanufaktur Janssen anschauen? Einen Aktienkurs o.ä. zu twittern macht nur mit einer einhergehenden Spendenaufrufsaktion sinn, nach dem Motto: Guck mal Kurs XY, ich bin Pleite, bitte spenden! :)

    • @Captain Ich würde mich etwas vom Aktienkurs lösen. Es geht mehr um die Texte: Mir geht es mittlerweile so, dass ich die meisten als auch die besten Lese-Empfehlungen über meine "Freunde" bei Facebook erhalte. Einfach, weil die ähnliche Interessen haben. Ich muss mich nicht mehr durch 20 RSS-Feeds in meinem Reader wühlen. Ich erfahre, was für mich wichtig ist, über derartige Netzwerke. Wenn sich die Mediennutzung derart verschiebt, tun Medien gut daran, die Hürde für das "Empfohlen-werden" niedrig anzusetzen.

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