Der Aufschrei über die Fehler in Apples-Karten ist fast schon wieder verhallt, ein Top-Manager bei Apple musste gehen und jetzt kommt von Nokia mit Here Maps eine eigene Karten-Anwendung in den App-Store. Die ist zwar schön schlank – gerade mal 3,7 MB groß, dafür spricht sie nur Englisch. Das ist im Menü nicht weiter schlimm, aber wenn man sich Points of Interests (POIs) wie beispielsweise Restaurants anschaut, dann kommen die Nutzerbewertungen von Qype UK und sind auf Englisch.
Dafür hat man, anders als bei Apple, in den Kartenebenen die Option “Public transport view”. Es werden zumindest in Hamburg die U- und S-Bahnlinien angezeigt. Busse fehlen. Autofahrer lassen sich bei den Verkehrsinformationen auf Wunsch Staus, Unfälle, Baustellen oder sonstige Behinderungen anzeigen. Das erfolgt entweder im Landkartenmodus oder in der Satellitenansicht.
Natürlich kann der Nutzer in der App auch Routen zu einer Zieladresse berechnen und anzeigen lassen. Leider greift die App nicht auf das Adressbuch zu, so dass man keine Namen als Ziel eingeben kann. Wer mag, kann sich die Richtungsangaben als Audio-Information herunterladen. Dann sagt einem ein freundlicher Herr, wo man abbiegen muss – allerdings auf Englisch.
Praktisch ist die Option, Kartenmaterial im iPhone zu speichern. Man bestimmt den Ausschnitt und die Zoom-Stufen, dann werden die Kartendaten lokal gesichert. Dazu sollte man allerdings eine WLAN-Verbindung haben, da einige Megabyte zusammenkommen können. Die Funktion ist praktisch für Reisen ins Ausland, wo man zwar im Hotel WLAN hat, aber sich ansonsten durch die Stadt bewegt ohne Daten-Roaming-Gebühren zahlen zu müssen.
Fehler in den Karten tauchten im Test keine auf, lediglich die geringe Anzahl angezeigter Geschäfte im Hamburger Schanzenviertel erstaunte. Wenn man allerdings weiß wonach man sucht und den Namen des Ladens eingibt, taucht er in der Karten mit Qype-Besprechungen auf. Schön, allerdings für Ortsunkundige ungeeignet. Favorisierte Läden oder Plätze speichert der Nutzer in der Collection. Dafür benötigt man entweder ein Nokia-Konto oder ein Facebook-Login. Die App funktioniert auf iPhones und iPads. In der englischsprachigen Welt erhält Here Maps laut NYT einen “kühlen Empfang“. Im deutschen App-Store haben 228 von 446 Bewertungen gerade mal einen Stern. Neugierig sind die Nutzer dennoch, die App steht aktuell auf Platz 4 der Top-Kostenlos-Charts im App-Store.
Das Karten-Layout ist gewöhnungsbedürftig. Mir gefällt es nicht so gut, wie die Apple-Karten. Aber bei regelmäßiger Nutzung wird einem das nicht mehr auffallen. Nach Herstellerangaben sind Navteq-Karten in 90 Prozent aller Auto-Navis installiert. Handyhersteller Nokia kaufte Navteq für 5,7 Milliarden Euro zu einer Zeit, als es noch nach einer guten Idee aussah (2007), einen Landkartenanbieter zu besitzen. Das B2C-Geschäft mit Karten dürfte mit dem Erfolg der Smartphones eine Vollbremsung hingelegt haben. Navteq verkauft im B2B-Geschäft an die großen Anbieter, darunter auch Google, natürlich weiterhin Karten.