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Kopfkino mit der Videobrille Cinemizer Plus

Filme auf dem iPhone zu schauen, sind ein begrenztes Vergnügen. Der Bildschirm ist für echtes Kino-Feeling zu klein und die ganze Zeit das Smartphone in der Hand halten zu müssen, ist auch einschränkend. Die Videobrille Zeiss Cinemizer Plus von Optikexperte Zeiss verkürzt Reisen in Bahn, Bus oder Flugzeug. Mit bis zu vier Stunden Batterieleistung sind zwei Spielfilme drin, doch da könne bereits die iPhone-Batterie vor dem Happy-End ohne Stromversorgung schlapp machen.

Kontaktfreudige Videobrille

Die Brille ist über ein Kabel mit einer Docking-Station verbunden. Darin steckt die wiederaufladbare Batterie, die sich per USB-Kabel an Rechner oder mit dem iPhone-Netzteil aufladen lässt. Der Dock-Connector überträgt Filme aus dem iPhone 3G, 3GS und 4, iPod touch, iPod classic, iPod mit Video, iPod nano (3. bis 5. Generation). Wer das Geld für weitere Kabel ausgeben mag, kann auch Smartphones der Nokia N-Serie sowie einen DVD-Player anschließen. Verschiedene Adapter sorgen für einen festen Sitz des iPhones oder iPods in der Docking-Station. Für die eigentliche Brille wird eine Transport-Hülle mitgeliefert.

Großer Fernseher auf der Nase

Mit der Brille auf der Nase entsteht der Eindruck, vor einem Fernseher mit 115 cm Bildschirmdiagonale (45 Zoll) in zwei Metern Entfernung zu sitzen. Pro Auge beträgt die Auflösung 640 x 480 Bildpunkte. HD-Filme schaut man damit also nicht. Mitunter kann man im Bild einzelne Linien erkennen, was den Eindruck der Bildqualität negativ beeinflusst. Schaut man einen Spielfilm im 16:9 Format machen schwarze Streifen die “Leinwand” oben und unten deutlich kleiner. Oder man verzichtet auf einen Teil des Bildes an den seitlichen Rändern. Zur Einstellung von Kontrast und Helligkeit gibt es nur drei voreingestellte Modi. Rädchen links und rechts der Sichtfenster (Zeis nennt das Eye-Box) lassen Brillenträger ihre Sehstärke individuell anpassen (+/- 3,5 Dioptrien), Netzhautverkrümmungen werden nicht korrigiert. Treten Doppelbilder auf, hilft es, einige Male zu blinzeln. Das iPhone überträgt neben Filmen und TV-Folgen auch YouTube-Videos auf die Brille. Auch eine Dia-Show aus den Fotos kann man betrachten, doch dazu sollten alle Fotos im Querformat vorliegen, sonst macht es keinen Spaß. Allerdings war im Test ein leichtes “Rauschen” in den Fotos.

Tragekomfort

Die beiden Bügel der Brille lassen sich so anpassen, dass die Sehfenster in perfekter Entfernung (5,9 bis 6,9 cm) vom Auge liegen. Ein weiches Nasenpolster sorgt für guten Tragekomfort. Die Brille ist leicht (115 Gramm) und nervt auch bei Spielfilmlänge nicht – gut ich bin Brillenträger. Der Ton kommt aus Stereo-Teleskop-Kopfhörer, die man sich vor die Ohrmuschel setzt. Es ist angenehm, da kein direkter Hautkontakt besteht. Aber eventuell ist das nervig für den Sitznachbarn im Zug oder Flieger, darum kann man auch  eigene In-Ear-Kopfhörer an die Docking-Station anschließen.

Drei Dimensionen

Die Cinemizer Plus kommt auch mit 3D-Inhalten zurecht. Entsprechende Filme oder auch Spiele vermitteln einen räumlichen Eindruck (Side-by-Side-Methode). Ein längeres Drücken auf den Multifuntionsschalter wechselt in die 3D-Darstellung. Zum Ausprobieren gibt es 3D-Podcasts von Zeiss bei iTunes oder man sucht bei YouTube mit dem Stichwort “yt3d swap=true”.

Fazit

Bei vielen Testgeräten bin ich traurig, wenn ich sie wieder in den Karton packen und zurückschicken muss. Bei der Cinemizer Plus stellt sich dieses Gefühl nicht ein. Vielleicht hatte ich mir zuviel von der genialen Idee des Zubehörs versprochen. Vielleicht war es die extreme Erwartungshaltung an einen Qualitätshersteller wie Zeiss. Bildqualität und Kinoerlebnis haben mich nicht überzeugt – bei einem Preis von rund 300 Euro erwartet man mehr. Gefühlt sind die Sichtfenster zu klein. Auch bei perfekt eingestellter Entfernung, konnte ich seitlich und nach unten noch zu viel anderes sehen. Was praktisch ist, wenn man auf den iPhone-Bildschirm tippen will, ohne die Brille abzunehmen.

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.
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