Einen der wenigen Einblicke hinter die verschlossenen Türen von Apple in Cupertino gewährt uns der Designer Jordan Price. Er schmiss frustriert seinen Traumjob als “Oberflächengestalter” für die iOS-Abteilung hin. Nicht weil die Arbeit so doof gewesen wäre, sondern weil ihn sein Team-Leiter in den Wahnsinn trieb.
Nach nur einem Interview mit drei Leuten bekommt Price die Zusage für den Job. Das verkündet er überglücklich auf Facebook: “I got more likes when I announced that I got a job at Apple than when my daughter was born.” Price hat großes Glück, dass es so schnell ging. Die Regel sind eine handvoll Gespräche mit unterschiedlichen Leuten bei Apple. Ich weiß von einem deutschen Gestalter, der etliche Gespräche per Telefon, Video-Chat und vor Ort in Cupertino führte. Apple ließ ihn mit Freundin an die US-Küste fliegen. Nach dem Interview vor Ort wusste er zwar, wie das mit dem Arbeits-Visum laufen würde, aber nicht, was Apple ihm als Gehalt zahlen würde. Überdurchschnittlich scheint Apple nicht zu bezahlen, Price schreibt, dass er sich gehaltstechnisch mit dem Job verschlechtert hat: “I had also taken a substantial pay cut, but I figured I was making a long-term career investment by working for such a prestigious company.” Wobei hier anzumerken ist, dass Jordan als Leiharbeiter an Apple ausgeliehen wurde (I was contracted by one company, yet paid by another contracting company, and then I worked at Apple).
Mit dem Pendelbus nach Cupertino
Anfänglich war es cool, mit dem Bus, der WLAN an Bord hat, jeden Tag von San Francisco nach Cupertino gefahren zu werden. Doch irgendwann nervten die langen und vor allem starren Arbeitszeiten. Da war nichts mit Flexibilität, so dass der junge Vater unter der Woche seine Tochter nie wach zu Gesicht bekam. Eine Sitzung jagte die nächste und hielt den Designer von seiner eigentlichen Arbeit ab – wie man es aus Konzernen halt kennt. Am schlimmsten war jedoch sein Boss, der seine regelmäßigen Beleidigungen in Scherze verpackte. “I felt more like I was a teenager working at a crappy retail job than a professional working at one of the greatest tech companies in the world.”
Price Kündigungs-Bericht ist kein larmoyantes Gejammer. Er schätzt seine Kollegen und deren Passion für Design: “My coworkers had super sharp eyes for design, better than I had ever encountered before. I loved the attention to detail that Apple put into its design process. Every single pixel, screen, feature, and interaction is considered and then reconsidered.” Doch wie es wirklich in ihm aussah, konnten er Freunden beim Bier nicht berichten. Die waren der Meinung, er arbeite beim coolsten Unternehmen der Welt. Sobald er von Problemen erzählte, hieß es: “Just do it for your resume. or You have to be the bigger man. or You just started. You can’t leave yet.”
Einfach aufsehen und gehen
Doch Jordan konnte gehen. Leider lässt er im Text offen, wie lange er bei Apple tätig war. Der Designer räumt eines Tages spontan seinen Schreibtisch auf und geht. Kein Kündigungsschreiben, nur eine Nachricht für seinen Chef: “I left a message for my boss and told him he’s the worst boss I had ever encountered in my entire professional career and that I could no longer work under him no matter how good Apple might look on my resume.”