Martin Weigert bei Netzwertig spricht mir aus der Seele, wenn er sagt: “Kein anderes Internetunternehmen macht so viel falsch wie WhatsApp. […] Der Smartphone-Messenger aus Kalifornien bleibt ein Mysterium.”
- Sicherheitsbedenken: Jeder Nutzer muss den Zugriff auf sein Adressbuch gestatten. Alle Namen und Rufnummern werden auf die Server des Unternehmens in Santa Clara (einen Steinwurf von Apples Zentrale entfernt) geladen. Nur so können sich Anwender gegenseitig als WhatsApp-Nutzer identifizieren und Texte, Bilder, Videos oder Sprachnachrichten schicken.
- Sicherheitslücken: Die App ist ständiger Gast in Artikeln und Diskussionen, wenn es um Schlupflöcher in Messenger-Apps geht. Anfang diesen Jahres war WhatsApp ohne Ankündigung für einige Tage aus dem App-Store verschwunden. Das Unternehmen sagte nichts dazu, aber die Vermutung liegt nah, dass Apple die App aufgrund von Sicherheitslücken entfernt hatte.
- Pressearbeit: Weigert spricht von dilettantischer Kommunikation bzw. dem kompletten Verzicht auf Presse- und Kommunikationsarbeit. Dem letzten Punkt muss ich widersprechen: Als ich im Auftrag eines Magazins über das Verschwinden aus dem App-Store schrieb, rief mich eine PR-Agentin zurück (den Zeitunterschied schien sie vergessen zu haben). Ich musste mich dann 15 Minuten wüst beschimpfen lassen, wie ich denn solche Fragen stellen könnte und ich müsste doch wissen, dass sie nichts sagen darf, weil Apple es so will. Den Anruf hätte sich die Dame sparen können.
- Die App ist zwar Plattformunabhängig, dafür hängt die App an einer Rufnummer. Somit kann man den Messenger nur in dem Gerät verwenden, in dem die registrierte SIM-Karte steckt.
- Es gibt die App nicht für Tablets. Der Messenger funktioniert nicht auf dem iPad.
- Wo bleibt ein Browserzugang oder eine Desktop-App wie bei Nachrichten (iMessage für den Mac)?
- Warum ist die App Dauergast in den TopTen? Aktuell ist WhatsApp auf Platz 1 der bezahlten Apps. Bei derart starker Konkurrenz (über 700.000 Apps) ist ein derart langes Verweilen in den Charts schon sehr ungewöhnlich.
- Merkwürdige Preispolitik: iPhone-Nutzer zahlen einmalig 0,89 Euro. Android-Nutzer erhalten die App kostenlos, zahlen ab dem zweiten Jahr der Nutzung dann 0,99 Dollar pro Jahr. Bislang wurde das Geld nicht eingezogen, was sich nun ändert und zu einem Aufschrei der Anwender führte.
- Das Layout der App hat sich seit den Anfangstagen nicht verändert.
Weigerts Fazit: Die Geschichte zeigt, dass das alte Sprichwort, der Beste würde sich am Markt durchsetzen, im Netz nicht immer Gültigkeit hat.