Beim Barte des Siamkaters! Mütterliche Tierliebe prallt auf moderne Technik. Das Ergebnis heißt „Katzen-Knigge“ und verspricht, „Miezes wahres Wesen“ zu enthüllen. Dass die Autorin sich da etwas viel vorgenommen hat, ahnt man schon vorher. Vielleicht erforscht man also zuerst sein eigenes Wesen, genauer gesagt die Frage, ob man selbst ein „Katzenmensch“ ist. Warnung vorweg: Wer sein Kätzchen schilt, weil es die Bockwurscht vom Brotzeitteller zieht, fällt beim Charaktertest quasi automatisch durch und „sollte sich vielleicht nach einem anderen Haustier umsehen“. Ich weiß nicht, ob meine beiden Katzen mit dieser Idee einverstanden sein werden. An meiner Brotzeit sollten sie sich trotzdem nicht vergreifen! Indessen soll ich ihre Instinkte mit des in der App enthaltenen Katzenpiepsers testen, der das iPhone Vogel- und Mauslaute ausstoßen lässt. Das wiederum fände ich recht fies – falls Peach und Cherry die eher an eine quietschende Tür gemahnenden Töne tatsächlich für Naturlaute halten sollten. Das kann meines Erachtens allerdings nur neurotischen Großstadtmaunzern passieren, nicht jedoch meinen beiden Vorgartentigern, die mit jeder Menge auf der Fußmatte abgelegter Trophäen ihre Instinktkompetenz ohnehin bereits einschlägig unter Beweis gestellt haben. Ob der Charaktertest für die Katze da tiefer greift? Man darf es angesichts von nur acht Fragen bezweifeln. Die Katzenseele ist dann wohl doch etwas komplizierter gestrickt. Ein bisschen gehaltvoller ist der lexikalische Teil samt eigentlichem Knigge, auch wenn der ein oder andere wohl schon vorher wusste, dass man Katzen nicht gegen den Strich streicheln soll und auch hektisches Kopfrubbeln bei den wenigsten Felidae auf Gegenliebe stößt. Dafür ist dieser Part recht hübsch aufgemacht und mit allerlei possierlichen Fotos und Filmchen gespickt, was den großen Speicherhunger der App erklärt. Von einem echten Katzenlexikon ist das Ganze allerdings noch weit entfernt. Falls der „Katzen-Knigge“ seinen Auslauf nicht alsbald mit ein paar Updates erweitert, wird die Käufer angesichts der bezahlten knapp 5 Euro zwangsläufig Katzenjammer überkommen. In dieser Form kann ich als Wertung leider allerhöchstens zwei iPhones ins Körbchen legen. Und das nicht zuletzt deshalb, weil ich mich ein bisschen vor dem gerechten Zorn engagierter Katzenmamas fürchte…