Lange Autofahrten können als Fahrer extrem langweilig sein. Kurzfristig mit Bahn oder Flugzeug zu reisen, ist meist teuer. Da sind Mitfahrgelegenheiten die logische Konsequenz. Gefühlt gibt es derartige Börsen bereits seit Jahrzehnten, doch mithilfe von Smartphone-Apps ist das Zusammenbringen von Fahrer und Mitfahrern deutlich einfacher und vor allem schneller geworden.
Ein neuer Anbieter – zumindest auf dem deutschen Markt – ist BlaBlaCar. Dahinter steckt das 2006 gegründete französische Unternehmen Comuto. Inzwischen ist BlaBlaCar in 12 europäischen Ländern aktiv und hat rund sechs Millionen Mitglieder. Laut Unternehmensangaben fahren jeden Monat eine Million Mitglieder via BlaBlaCar.
Mitfahrgelegenheit suchen
In der App gibt man an, wann man von welcher Stadt wohin fahren möchte. Die Trefferliste zeigt Abfahrzeiten und Preise. Bereits hier hat man Name, Alter und Bild des Fahrers sowie die Anzahl der Bewertungen im Blick. Zusätzlich zeigen Icons, was man bei der Fahrt erwarten darf (Nichtraucher, Tiermitnahme, Musikgeschmack). Unterschiedlich große “BlaBlas” signalisieren die Gesprächsfreudigkeit des Fahrers. So weiß man bereits, ob jemand seine Ruhe haben will oder einen anregenden Plausch sucht. Möchte eine Fahrerin ausschließlich Frauen mitnehmen, kann sie die “Ladys only“-Option auswählen. Bezahlt wird die Fahrt in Bar. Aktuell muss der Fahrer nichts an BlaBlaCar für die Vermittlung abgeben. Das wird sich über kurz oder lang ändern. Im Heimatmarkt Frankreich muss der Fahrer acht Prozent seiner Einnahmen als Vermittlungsprovision abtreten.
Vertrauen und Versicherungsfragen
In der Detailbeschreibung der Fahrt sieht der Suchende sofort, wo die Fahrt startet und wo sie in der Zielstadt endet. Auf Wunsch auch in einer Landkarte. Treffpunkt und Abfahrtzeit sind genau angegeben. Aber noch viel wichtiger: Man sieht die Bewertungen der anderen Mitfahrer zu diesem Anbieter. Wenn in der Beschreibung noch nicht genug zum Fahrzeug oder dem Fahrstil steht, hier findet man es auf jeden Fall. Die Bewertungen sollen Vertrauen und Transparenz für die Mitfahrgelegenheit schaffen. Zusätzlich verifiziert BlaBlaCar die angegebenen Handynummern der Mitglieder.
Ein wesentlicher Punkt bei Mitfahrgelegenheiten ist die Versicherung. Müssen Fahrer und Mitfahrer eine gesonderte Versicherung abschließen? Laut ADAC sind mitfahrende Personen im Falle eines Verkehrsunfalls in der Bundesrepublik Deutschland über die Haftpflicht- bzw. Sozialversicherung abgedeckt. Der Versicherungsschutz besteht jedoch nur, wenn der Halter sein privates Auto nicht für eine gewinnorientierte, gewerbsmäßige Nutzung einsetzt. Er darf keinen Gewinn erzielen, die Umlage der reinen Betriebskosten ist unproblematisch. Dem Fahrer macht die App nach Eingabe der angebotenen Fahrstrecke einen Vorschlag für den Preis.
Alle wollen ins Auto
Laut BlaBlaCar wurden bislang 700.000 Tonnen C02 durch Mitfahrgelegenheiten eingesparten. Ein schöner Effekt für die Umwelt und es schont auch den Geldbeutel: 255 Millionen Euro haben die Fahrer gespart. Kein Wunder also, dass derzeit viel Bewegung im App-Automarkt ist. Die Gründer und Entwickler haben der Deutschen liebstes Kind für sich entdeckt. Ebenfalls aus Frankreich setzt Drivy auf geteilte private Autonutzung. Mitbewerber Wundercar aus Hamburg verfolgt das gleiche Ziel.
Carsharing bieten neben etablierten Anbietern wie Cambio Car auch große Unternehmen an. In den Metropolen hat man die Wahl zwischen Car2Go (Daimler & Europcar), DriveNow (BMW & Sixt) sowie Flinkster (Deutsche Bahn).
Auch das Segment der Mitfahrgelegenheiten ist bereits gut besetzt. Auf innerstädische Strecken konzentriert sich Flinc und für längere Fahrt hat man die Wahl zwischen dem ADAC Mitfahrclub, Mitfahrgelegenheiten.de (Carpooling.com) und BlaBlaCar. Entscheidend wird sein, wer Fahrer und Mitfahrer komfortabler, schneller und einfacher zusammenbringt. Die App von BlaBlaCar macht da schon mal einen sehr guten Eindruck.