“Wir schalten nun zu unserem Kollegen vor Ort.” Wofür TV-Sender große Ü-Wagen mit Satellitentechnik benötigen, das machen iPhone-Besitzer mit der App Periscope und einer guten Internetverbindung. Dabei muss der Anlass für die Übertragung nichts Weltbewegendes sein: Eine U-Bahn-Fahrt in New York, chillen in Paris, der Blick aus dem Bürofenster über den Dächern von St. Pauli in Hamburg.
Letzteres war mein Testvideo. In alter TV-Reporter-Manier habe ich meine iPhone quer gehalten (unsere Augen sind nun mal nebeneinander ….), doch sollte man das mit Persicope gar nicht tun. Das Vertical Video Syndrom (VSS) haben die Macher akzeptiert und konsequent umgesetzt: Alle Übertragungen laufen im Hochkant-Format auf dem iPhone.
Es fliegen einem die Herzen zu
Schon nach wenigen Sekunden erscheinen auf meinem Bildschirm farbige Herzen. Anderen Nutzern gefällt meine Übertragung. Man kann auch mit dem “Sender” chatten. Die Anmeldung in der App erfolgt per Twitter-Konto. Das Start-up aus San Francisco gehört seit Anfang des Jahres zum Kurznachrichtendienst. Hochkant-Videos sind gerade schwer angesagt: Meerkat war der “Talk of the Town” während der Digitalkonferenz South by Southwest (SXSW) in Austin, Texas.
Löschung nach 24 Stunden
Für die Video-Übertragung gibt man der App Zugriff auf die Kamera, das Mikrofon und den Standort. Die Videos werden direkt an jedermann übertragen oder wahlweise nur an ausgewählte Follower. Nach der Übertragung kann man entscheiden, ob die Aufzeichnung für andere gespeichert werden soll. So bleibt das Video für 24 Stunden erhalten und wird danach gelöscht. Periscope ist also etwas für den schnellen Moment und nichts für die Ewigkeit, die Snapchat-Generation lässt grüßen. In den Guidelines steht, dass keinerlei Gewalt, Sex oder Spam übertragen werden darf. Und die Privatsphäre anderer soll ebenfalls respektiert werden. Ob und wie die Macher das kontrollieren, bleibt unklar.
Doch mit Periscope tauchen auf einmal auch Promis im Live-Stream auf. Da schaut man plötzlich Aaron Paul (Breaking Bad) beim Chillen mit seiner Frau auf der Terrasse zu. Doch die meisten testen die App noch, man sieht vor allem verwackelte Aufnahmen aus Büros, Hinterhöfen und Straßenkreuzungen. Wake Surfing in Miami war da schon meine spannendste Entdeckung beim “Zappen”.
Was man für Periscope natürlich haben sollte, ist eine gute WLAN- oder LTE-Verbindung. Bei letzterem empfiehlt sich ein enorm großes Datenvolumen im gewählten Mobilfunktarif.