Ich lebe auf dem Mond, was neue Apps und Technologien angeht. Selten zähle ich zu den Trendsettern unserer Generation. Ich springe meist erst auf, wenn sich ein neuer Service oder eine neue Plattform bereits etabliert hat und mir von mindestens zwei Personen in meinem Freundeskreis empfohlen worden ist. Vor gut zwei Wochen ging ich mit meiner Arbeitskollegin Sam zu Mittag essen.
Das heißt bei uns in Florida, wir nehmen unsere Lunchbox und setzen uns draußen an den See. Ich bin zu faul, um mein Essen selbst zu kochen und kaufe „Trader Joe’s“ Fertigssalate. Sam bringt hingegen meist die Überbleibsel vom Abendessen mit … wahrscheinlich ein Vorteil des Ehelebens.
Plötzlich zieht sie ihr Handy und beginnt mit einem Klick zu filmen. Nachdem sie meinen fragenden Blick entdeckt, sagt sie: „Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag mein Mittagessen über Snapchat mit meinem Mann zu teilen.“ Snapchat? Was ist das denn schon wieder für ein Quatsch?
Snapchat – Lustige Videonachrichten mit Spaßfaktor
Ich hab mittlerweile den Überblick über all die Instant Messenger und Chat Programme dieser Welt verloren … Irgendwie scheinen die doch alle recht ähnlich und wollen meist nur Zugriff auf mein Facebook-Profil und meine Freundeslisten haben.
Snapchat ist da erfrischend anders. Bei Snapchat steht der Spaß im Vordergrund. Die App ist auf das Versenden kurzer Videos oder Fotos spezialisiert und löscht diese nach Erhalt wieder – es sei denn, ich will sie behalten oder der Empfänger macht einen Screenshot. So schickt Sam ihrem Mann jeden Tag um die Mittagszeit eine kurze Videonachricht. Diese poppt dann auf und verschwindet nach dem Ansehen automatisch (10 Sekunden nach dem Betrachten). Das gefällt mir. Kein endloses scrollen im Messenger mehr, sondern lediglich eine kurze Nachricht, um jemandem eine kleine Freude zu bereiten und den Alltag ein wenig aufzuhellen.
Snapchat kann auch Videounterhaltungen
Doch das ist noch nicht alles… Die App zeigt an, wer aus meiner Freundesliste aktuell Online ist. Mit nur einem Klick kann ich dann à la Skype und Face-Time eine kurze Videounterhaltung beginnen, die ebenso schnell wieder verschwindet. Bei Snapchat geht es immer um genau diesen Moment und nicht um das Anhäufen vergangener Momente in der Mediathek. Ein kurzes aufpoppen eines Fotos mit Nachricht, ein schnelles Video mit einer lustigen Botschaft oder eine knappe Unterhaltung. Alles verschwindet danach wieder.
Mit Snapchat kann ich für einen kurzen Moment den Tag durch die Augen meiner Freunde sehen … eine andere Perspektive erlangen. Das macht mir persönlich mehr Spaß, als das ständige tippen kurzer Nachrichten, ohne dabei jemals wirklich den Moment beschreiben zu können. „Hey, was machst Du?“, „Keine Ahnung, aber hier ist ein Foto, mach Dir doch selbst ein Bild davon“.
Hier in den USA ist Snapchat bereits ein großer Trend. Wobei die Idee des “schnellen Vergessens” vor allem bei den Jüngeren gut ankommt. Laut ComScore sind 71 Prozent der Nutzer zwischen 18 und 34. Ich kann die Begeisterung verstehen. Die App ist wirklich super-simpel und bietet einen schnellen Weg, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Die Anmeldung erfolgt per Mailadresse, Handynummer und Passwort. Zum Auffinden möglicher Freunde möchte die App auf das Adressbuch des iPhones (Kontakte) zugreifen. Auch den Zugriff auf Kamera, Mikrofon und Standort muss man für die Nutzung freigeben. Natürlich ist die App kostenlos.
Discover the News
Nachtrag: Tippt man rechts unten auf die drei Linien, kommt man zu Geschichten. Rechts oben sieht man nun einen farbigen Punkt, der einen zur Rubrik Discover bringt. Hier bieten bekannte Medienmarken wie MTV, CNN, Yahoo News, People, Vice und andere ihre Inhalte an. Das sind kurze Videos, Fotos und Texte, die nicht sofort wieder verschwinden, aber im Snapchat-Stil präsentiert werden. Snackable News für die Jüngeren. Aber wirklich schön gemacht, sollte man sich mal anschauen.