Kaum ist die App von Spiegel Online gestartet, geht sie auch schon mit 1:0 in Führung. Die Navigation der Inhalte läuft über die 32 Waben eines Fußballs und ist somit einmalig. “Wir wollten weg von der klassischen Listenansicht“, sagt Ingo Fritz gegenüber iPhone-Fan. Es ist Geschäftsführer der Online-Sparte in der Hamburger Kreativagentur Nordpol+. Gemeinsam mit der Entwickler-Tocher i/POL sowie der Spiegel Online Sportredaktion wurde die App innerhalb eines Jahres realisiert. “Dabei wollten wir die Möglichkeiten von iOS voll ausnutzen“, sagt Bekim Terzija, Art Director Digital bei Nordpol.

Der Ball ist eine Spielerei, die aber in diesem Fall perfekt zum Thema passt und auch ihren Zweck erfüllt. So passen deutlich mehr Themen auf die Startseite. Mit dem Finger dreht man den Ball und wählt so zwischen Hintergrundberichten der Redaktion, Tabellen, einem Live-Ticker sowie Statistiken. In letzterem Bereich schießt die App das zweite Tor. Die Informationstiefe in Sachen Zahlen ist einmalig. In Form eines Leporellos blättert der Nutzer durch Angaben zu Ballbesitz, Pässen, Laufwegen in Form von Heatmaps sowie Team- und Spielervergleichen. Im Live-Modus kann man in der Mannschaftsaufstellung das Trikot-Symbol auf das Symbol eines gegnerischen Spielers ziehen und erhält so den direkten Vergleich. Das bietet unerreichtes Fußball-Fan-Klugscheißerpotenzial.

Mit dem Toralarm versäumt der Fan unterwegs keinen Treffer. Dabei kann er festlegen, bei welcher Bundesliga-Mannschaft, die App aus dem Hintergrund erwachen soll. Die Stimme eines Kommentators vermeldet Spielstand sowie Spielminute des Tors. Im Ticker lässt sich anhand einer Zeitleiste jeder Höhepunkt eines Spiels nachlesen. Bei den Daten setzt die achtköpfige Sport-Redaktion auf die Hilfe von Kooperationspartnern wie Kicker.de beim Ticker und Impire sowie Opta bei den Statistiken.

Das kommt gut an, auch wenn das Online-Angebot des Hamburger Nachrichtenmagazins weniger für Sport- als für seine Nachrichten-Kompetenz bekannt ist. “Sport und insbesondere Fußball ruft einfach großes Leserinteresse hervor und passt wegen der vielen Live-Situationen hervorragend zur Smartphone-Nutzung. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Mischung aus klugem Sport-Feuilleton, pfiffiger Live-Berichterstattung und tiefgründigen Statistiken hier punkten können“, sagt Florian Harms, stellvertretender Chefredakteur von Spiegel Online gegenüber iPhone-Fan.de. Die Download-Zalen geben ihm Recht. „Innerhalb des ersten Monats wurde die App mehr als 104.000 Mal heruntergeladen. Wir bekommen viel positives Feedback von den Nutzern“, so Harms. Rund 400 Bewertungen und eine solide Vier-Sterne-Note gibt es dafür im App-Store. Dabei war der Veröffentlichungstermin Anfang Mai alles andere als perfekt gewählt. In der Bundesliga stand der Deutsche Meister mit dem FC Bayern längst fest. Lediglich zum Champions League Finale sowie dem DFB Pokal hatten die Nutzer Gelegenheit, den Live-Modus auszuprobieren. Beim Länderspiel Deutschland – USA blieb die App leider stumm. „Liveticker-Daten für Freundschaftsspiele standen uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett zur Verfügung. Hier arbeiten wir daran, dass wir unseren Nutzern neben sämtlichen Punktspielen auch Freundschaftsspiele in bestmöglicher Aufbereitung zeigen können“, sagt Harms.

Wann genau eine Android-Version kommt, mag Harms nicht verraten, nur so viel: „Die iOS-App ist so erfolgreich, dass es fahrlässig wäre, nicht rasch auch eine Android-App nachzulegen.“ Auch hierbei dürften wieder die Kreativen von Nordpol aktiv werden. Die 40 Mitarbeiter starke Agentur hat ihren Sitz am altehrwürdigen Ballindamm in Hamburg mit Blick auf die Binnenalster. Die Nachbarn sind Banken, Steuerberater und Reeder. Neben klassischer Werbung für Kunden wie Renault entstehen hier auch Ideen für Apps und Architektur. Die Agentur hat sich mit der “Welle”, einem Entwurf für die Gegengerade im Stadion des FC St. Pauli engagiert. Die App-Entwickler haben ihren Sitz in Heilbronn und mit Interpol gibt es noch ein Kreativlabor mit Sitz in Berlin. “Bei der Ideenfindung für neue Projekte sitzen Programmierer, Grafik-Designer, Konzepter und Architekten gemeinsam am Tisch“, beschreibt Ingo Fritz die Arbeitsweise.

Die anstehende Fußballturnier der U21 in Israel mag nicht das ausschlaggebende Argument zur Installation der App sein. Doch man kann die fußballarme Zeit schon mal nutzen, um Hintergrundberichte zu lesen und den Toralarm für die Lieblingsmannschaft einzurichten. Am 8. August 2013 ist dann Anpfiff für die nächste Bundesliga-Saison. Noch ist die kostenlose App werbefrei, doch in der Saison 2013/2014 dürfte man auf der einen oder anderen Wabe des Fußballs eine Werbebotschaft entdecken.

Die App konnte im App Store nicht gefunden werden. 🙁


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