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Strand Consult: Geiseln im Gegenstrom

Was treibt bloß die dänische Strand Consult? Die Marktforscher behaupten, iPhone-Besitzer leiden unter dem Stockholm Syndrom. Vereinfacht gesagt: Trotz offensichtlicher Mängel, würden die Nutzer ihr iPhone blind und willenlos verteidigen. So lautet die psychologische Auswertung der Studie “The Moment of truth, a portrait of the iPhone“.

Eine gewagte These, die mich wiederum drei Thesen aufstellen lässt:

  • Strand Consult setzt PR-technisch auf den Gegenstrom: Wenn alle etwas toll finden, werden die Medien demjenigen Aufmerksamkeit schenken, der die Sache doof findet.
  • Die Marktforscher hegen einen tief sitzenden Groll gegen Apple.
  • Strand lässt sich von seinen Kunden, zu denen sicher auch Smartphone-Hersteller zählen, instrumentalisieren.

Schon im September erregten die Dänen ein großes Medienecho mit der oben erwähnten Studie. Neben der Behauptung, das iPhone sein schlecht für die Provider, räumten die Autoren mit zehn Mythen über das iPhone auf.

Das Unternehmen erhielt einige heftige Reaktionen darauf und untersuchte jetzt mithilfe eines Psychologen die Aussagen von iPhone-Nutzern. Die verteidigten angeblich ihr Smartphone, dass ja gar keins sei, da es nicht mehrere Anwendungen gleichzeitig ausführen könne, anfänglich kein UMTS hatte und MMS nicht beherrschte.

Ja, geht´s noch? Es ist das erste Mobiltelefon eines Computerherstellers, der nun im Jahresrythmus verbesserte Versionen auf den Markt bringt. Strand Consult sollte sich mal die allerersten Handys von Nokia oder Siemens genauer anschauen.

Bei meiner Arbeit am iPhone-Companion (Buch) für Data Becker ist mir noch mal bewusst geworden, wie intuitiv und nutzerfreundlich das iPhone ist. Jedes Softwareupdate bringt neue Funktionalitäten. Ich habe noch von keinem anderen Hersteller ein vergleichbares Smartphone in den Händen gehabt. Überschriften in Zeitungen und Magazinen à la “… der iPhone-Killer” lassen mich immer schmunzeln.

Die aktuelle Strand-Untersuchung trägt leider keinen Autorennamen. Auch auf der Webseite (Layout aus dem letzten Jahrtausend) lässt sich auch nicht herausbekommen, wer genau der Verfasser bei Strand ist. Doch dem schmettere ich entgegen: Du har en fugl.

Dirk Kunde: Dirk Kunde ist Journalist und Autor. Den roten Faden seiner Arbeit bildet die Frage: Wie verändert die Digitalisierung unser Leben? Dabei spielt Mobilität durch Smartphones, Tablets und Apps eine entscheidende Rolle.

Kommentare anschauen (3)

  • Ich verstehe die iPhone-Jünger nicht. Viel Geld für relativ wenig Technik, aber dafür sehr viel Einschränkungen seitens Apple. Die Bedienung ist prima und der Speicher ebenfalls. Aber der Preis ... wofür bitte?????

    Ich brauche ein Handy, welches die grundlegendsten Funktionen für Bürokummunikation kann, wie Sync und das auch via BT. Da es Apple dort nicht hinbekommen hat, ist in meinen Augen erbärmlich. Ich meine, bei einem ALDI-Handy kann man das erwarten, aber nicht hier für solch Preis. Und es sei gesagt, Apple ist weder der Platzhirsch, noch das Maß aller Dinge. Wer das behauptet, ist über den aktuellen Stand nicht informiert (HTC, Samsung, BlackBerry etc.). Ich behaupte sogar, wenn Apple meint, etwas nicht zu brauchen (Videofunktion, Multitasking, Copy&Paste, früher MMS etc.), ist das keine Frage der Ansicht sondern eine Sache des mangelnden Umsetzungsvermögens/Können, anders kann ich mir das nicht erklären.

    Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum iPhone und warum ist es DAS Handy vor dem Herrn? Ich habe es bisher noch nicht verstanden.

  • Das erste iPhone mit seinen definitiv unzulänglichen Funktionen mit den ersten Telefon von Nokia zu vergleichen - das ist ein Vergleich, der nicht nur hinkt, der kann nicht mal gehen.

    Apple hat sein erstes Telefon zu einer Zeit herausgebracht, als z.B. MMS und UMTS bereits gang und gäbe waren. Dass all die fehlenden Funktionen Stück für Stück nachgerüstet werden, ist schön, ändert aber nichts an der Tatsache, dass beim iPhone-Start Selbstverständlichkeiten schlicht fehlten. Und dass die Apple-Jünger dieses Nachrüsten bejubeln, als wäre es die Innovation schlechthin, dafür fehlt mir jedes Verständnis.

    Am Rande: Ich bin selbst iPhone-Nutzer seit dem ersten Modell, und ich nutze es trotz der immer noch bestehenden Einschränkungen.

    • Hallo Carsten,
      ich will den Funktionsumfang der ersten Geräte von Nokia und Siemens (die hatte ich nämlich ab Ende der 90er) nicht mit dem Zeitpunkt des ersten Apples vergleichen. Das hinkt wirklich. Sagen wollte ich: Die ersten Geräte der anderen Handyhersteller hatten auch Schwächen. Und weil insbesondere ein Siemens stark ingenieursgetrieben war, haben die weitestgehend auf Benutzerfreundlichkeit gepfiffen. Die Menüführung war jahrelang ein Graus, wenn man nicht Dipl. Ing war. Nokia hat von Mal zu Mal seine Menüführung geändert, da konnte man sich an nichts gewöhnen. Das sehe ich als Apple-Neuling ganz anders. Da bekommt intuitiv seine Bedeutung zurück. Natürlich ist es lächerlich im Jahr 2009 die Funktion Copy & Paste in TV-Spots zu bewerben, das ist sollt eine Selbstverständlichkeit sein. Aber ich finde tagtäglich weitere Funktionen in meinem Gerät, die mich begeistern. Also meinem Handy zu sagen, welches Lied ich hören will oder welche Nummer es wählen soll und das tut es dann auch, finde ich star-trek-mäßig genial.
      Dirk

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