Online Dating? Das machen doch nur die Jungs, die sonst nichts auf die Kette kriegen mit Frauen. Oder etwa nicht? Ich selbst zähle mich zu den Kritikern der ganzen Online-Dating-Szene und habe mich über Jahre davon ferngehalten. Zu unpersönlich. Zu viel Geschwafel. Zu viele Fake-Profile.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich von Tinder hörte. Ich glaube ich war in Münster mit meiner Ex-Freundin unterwegs und sie scherzte „Tinder, oder was?“, als ich im Café am Handy saß und wahrscheinlich abwesend schien. “Häh? Watt iss’ denn Tinder?” Dann erklärte sie mir kurz, wie Tinder funktioniert und ich habe es gleich wieder vergessen, doch über die nächsten Tage hörte ich immer wieder von der App und installierte mir sie dann selber.
Mit nur einer Handbewegung potenzielle Dates filtern
Die App ist so simpel und leicht zu bedienen, dass es pfeift. Einfach mit Facebook verbunden, maximal sechs Bilder ausgewählt, eine kurze Beschreibung getippt, noch schnell die Präferenzen eingestellt (Geschlecht, Radius und Alter) und der Spaß kann losgehen. Tinder findet automatisch alle Personen in meinem Umfeld, die zu meinen Präferenzen passen. Mit einer kurzen Wischbewegung nach rechts kann ich die Person „liken“. Wenn ich ihr dann auch gefalle, haben wir beide einen „Match“ und können nun schreiben und uns näher kennenlernen … vielleicht sogar ein Date ausmachen?
Das beste an Tinder? Mir kann niemand schreiben, den ich nicht vorher geliked habe. So bleibt meine Inbox von unerwünschten Nachrichten frei und ich kann mich auf die Personen konzentrieren, die mir gefallen.
Auf nur einem Blick habe ich all die Daten, die ich brauche, um mich für ein Gespräch zu entscheiden, oder „Nein“ zu sagen. Das ist mehr als auf der Straße, wo ich zunächst nur das aktuelle Aussehen der Person in diesem einen Moment habe.
Meine persönliche Tinder-Historie
Ich habe mich dazu entschieden, Tinder als Add-On zum „normalen“ Daten zu benutzen. Innerhalb einer Woche, war ich dann auf vier Dates. Drei davon verliefen sehr gut. Mit einem Mädel habe ich mich dann über die nächsten Wochen immer wieder getroffen, bis ich nach Prag ausgewandert bin. Dort habe ich mit der App auch sofort eine nette Bulgarin kennengelernt, mit der ich noch heute im Kontakt stehe und viele schöne Momente geteilt habe. Online Dating ist wohl doch nicht so schlimm, wie ich zu Beginn dachte und aus meiner persönlichen Erfahrung, können sich aus schnellen Tinder-Dates langfristige Beziehungen ergeben.
Achtung: Suchtgefahr
Aktuell erwische ich mich dabei, dass ich mit Boxershorts zu Hause sitze und einfach mal schnell Tinder anwerfe zum „Links-und-Rechts-wischen“ – ohne weitere Intention. Die Dating-App kann schnell süchtig machen. Ich fühle mich wie der große Macker, weil ich im Handumdrehen Frauen bewerten und direktes Feedback bekommen kann. Ich muss nicht mal mehr vor die Tür gehen, um „geliked“ zu werden. Schlaue Leute, die Tinder entwickelt haben …
Die App ist zunächst kostenlos und funktioniert auch auf der Apple Watch. Wer allerdings unbegrenzt „wischen“ will, muss Tinder Plus als In-App-Kauf buchen. Die Preise reichen, je nach Dauer von 1,99 bis 19,99 Euro. Naja, im Vergleich zur Zigarettensucht ist das ja noch relativ günstig …