Seit Weihnachten 2012 gibt es mein erstes eBook bei Amazon. Es ist eine Zusammenstellung der (aus meiner Sicht) 111 besten Tipps und Tricks für iPhone und iPad mit iOS 6. So ein Buch möchte ich natürlich auch in Apples iBookstore anbieten. Das ist aber nicht ganz so einfach.
Hier die Chronologie der Ereignisse:
Während das Manuskript für das eBook entsteht, suche ich nach Anleitungen, wie man den Titel bei Apple in den iBookstore bekommt. Natürlich stolpere ich als erstes über den iBook Author, eine Software von Apple zur eBook-Erstellung. Allerdings mit zwei Haken: Man kann damit nur kostenlose Bücher und ausschließlich für das iPad in den iBookstore einstellen. Das Programm läßt auch keinen Export in andere Formate, beispielsweise .mobi für Amazons Kindle, zu.
Wer Bücher via Apple für iPhone und iPad gegen Bezahlung anbieten möchte, benötigt bereits bei der Anmeldung eine gültige US-Steuernummer. Dabei ist es unerheblich, dass der Autor weder in den USA lebt noch das Buch in den USA verkaufen will. Es geht um den Sitz des Verkäufers, in diesem Fall Apple. Liegt keine Steuernummer vor, wird die amerikanische Umsatzsteuer einbehalten. Nun könnte man sagen: egal, dann ist das eben so. Aber Apple lässt eine Autorenanmeldung bei iTunes Connect nicht ohne US-Steuernummer zu.
I want an ITIN
Ich halte es mit diesem Erfahrungsbericht, nach dem ich eine Individual Taxpayer Identification Number (ITIN) in den USA beantragen muss. Das passende Formular W-7 ist schnell gefunden, aufwändiger sind die beizufügenden Dokumente. Das Einwohnermeldeamt bestätigt mir für schlappe drei Euro die Kopie meines Personalausweises. An einem späten Donnerstag nachmittag ging das sogar komplett ohne Wartezeit in der Amtsstube. Perfekt. Das zweite Dokument ist eine Abschrift meiner Geburtsurkunde mit Apostille. Apo…. was? Toller Name, aber das ist lediglich ein teurerer Behördenstempel.
Die mehrsprachige Abschrift meiner Geburtsurkunde (auch auf Englisch) kann ich sogar online in meiner niedersächsischen Heimatgemeinde beantragen. Großes Lob, sehr fortschrittlich. Im Online-Formular ist allerdings nicht ersichtlich, wie es mit der Apostille funktioniert. Also rufe ich im Standesamt an. Die freundliche Dame hat sofort meinen Antrag zur Hand und erklärt mir den Apostillen-Ablauf. Den Stempel könne nur die Polizeidirektion Braunschweig auf der Urkunde anbringen. Oh je, vor meinem inneren Auge läuft der Film: Wie hole ich die Geburtsurkunde aus Wolfenbüttel ab und bringe sie nach Braunschweig, wo ich doch derzeit aus Hamburg gar nicht weg kann? “Soll ich die Geburtsurkunde für Sie zur Polizei nach Braunschweig schicken?”, fragt die freundliche Dame am Telefon. Wow!
Mehrsprachige Abschrift der Geburtsurkunde inklusive Versand zur Polizeidirektion: 12,00 Euro
Apostille der Polizeidirektion Braunschweig inklusive Einschreiben nach Hamburg: 18,05 Euro
Hilfe der freundlichen Standesbeamtin: unbezahlbar!
Royalties
Natürlich muss man der amerikanischen Steuerbehörde IRS auf dem Formular mitteilen, warum man eine Steuernummer benötigt. Das Zauberwort lautet “Royalties“. Doch das kann ja jeder behaupten, das muss ich auch nachweisen. Apple gibt einem keinen Nachweis, man verdient ja noch nichts mit ihnen. Der Umweg: Fotolia oder Amazon. Ich entscheide mich für den amerikanischen Buchversender. Hier finde ich ein PDF-Vordruck, auf dem mir der Vice President Tax bescheinigt, dass ich eventuell in diesem Steuerjahr Royalties von Amazon beziehen werde. Sehr nett, vielen Dank.
Alles zusammen geht am 20. November 2012 per Post auf die Reise nach Austin in Texas. Nach Weihnachten erreicht mich ein Formschreiben der IRS: We have rejected your ITIN (Form W-7) application. Na, prima. Aus den Textbausteinen geht nicht hervor, woran mein Antrag gescheitert ist. Also versuche ich in den nächsten Tagen, telefonisch jemanden bei der Steuerbehörde zu erreichen. Gar nicht so einfach, selbst wenn man gleich um 9 Uhr amerikanischer Ortszeit anruft, beträgt die geschätzte Wartezeit über 30 Minuten.
Nach einem Dutzend Anläufen habe ich Glück und eine Mitarbeiterin ist an der Strippe. Sie erklärt mich nüchtern und trocken, dass meine beigebrachten Unterlagen nicht für einen Identitätsnachweis akzeptiert werden. Ist so – ohne weitere Begründung. Eine Apostille ist nicht mehr gut genug. Die Alternative: Ich solle meinen gültigen Reisepass eintüten und per Post nach Austin schicken. Den bekomme ich danach zurückgeschickt. Geht´s noch? Also falls wir Deutschen tatsächlich die Bürokratie erfunden haben, haben sie die Amerikaner perfektioniert.
eBook-Dienstleister
Das Word-Manuskript ist schon länger fertig, als HTML-Version exportiert und per Calibre ins .mobi-Format konvertiert (das ist auch noch nicht die perfekte Lösung – aber das nur am Rande). Ganz ohne weitere Formulare oder ISBN-Nummer ist mein eBook kurz vor Weihnachten im Kindle-Store bei Amazon verfügbar. Wer das Buch auf iPhone oder iPad lesen möchte, benötigt die kostenlose Kindle App.
Aber das verflixte Ding soll doch noch in den iBookstore. Bekannte empfehlen mir externe Dienstleister wie Bookwire, epubli oder tredition. Die bringen ein eBook nicht nur in den Buchladen von Apple und Amazon, sondern auch zu Google, Thalia, Weltbild, Buecher.de und vielen anderen. Ja, wäre eine Möglichkeit, aber die wollen dann natürlich mitverdienen. Außerdem ist für meine Titel nicht so wichtig in vielen Shops sondern in dem einen, eben dem iBookstore, zu erscheinen.
Europäische Niederlassung
Wobei die US-Steuernummer nicht zwingend die Lösung meines Problems ist. Apple behält sich vor, Anträge abzulehnen. Keine Ahnung, ob es klappen wird. Falls jemand bei Apple die folgenden Zeilen liest, schwinden meine Chancen sicher gänzlich. Als ein Unternehmen, dass inzwischen mehr Umsatz außerhalb seines Heimatmarktes erzielt, könnte man den europäischen Autoren etwas entgegenkommen. Die Apple-Niederlassung in Cork, Irland könnte beispielsweise als Anbieter der eBooks fungieren. Damit hätte sich das Steuernummer-Dilemma erledigt. Keine Ahnung, warum Apple das nicht macht. Liest hier ein App-Entwickler mit? Wie ist das bei Euch, ich hörte als App-Entwickler benötige man keine US-Steuernummer mehr? Wie regelt Apple die Abrechnung?
Ich mag noch nicht aufgeben und folge mal der Anleitung des geschätzten Kollegen Richard Gutjahr. Der hat telefonisch und per Fax bei der IRS eine Employer Identifcation Number (EIN) erhalten und die für eine Anmeldung bei Apple verwendet. Das Formular SS-4 ging gestern per Fax zur IRS. Üblicherweise antworten die innerhalb von vier Arbeitstagen.
Nachtrag 30. Januar 2013
Von wegen vier Arbeitstage… Am 14. Januar 2013 ging das Fax an die Steuerbehörde und als ich zwei Wochen später immer noch nichts gehört habe, entschließe ich mich für einen neuen Anlauf. Wartezeit am Telefon heute: 30 Minuten. Dazu fehlen mir die Nerven und es ist mir zu teuer. Oh, auf der IRS-Webseite entdecke ich ein Online-Formular für einen EIN-Antrag (nur während der Geschäftszeiten aufrufbar). Toll, das muss ich ausprobieren, scheitere jedoch am Zwangsfeld Sozialversicherungsnummer oder US-Steuernummer. So etwas habe ich ja nicht, darum mache ich doch den ganzen Zirkus hier. Frust.
Auf zur Anmeldung bei Apple. Mit der EIN kann ich das Antragsformular bei Apple komplett ausfüllen. Die möchten gern wissen, wie viele Bücher ich bereits im ePub- oder PDF-Format habe und wie viele neue Titel monatlich hinzukommen. Diese Angaben dürften mit in die Entscheidung einfließen, ob der Apple-Türsteher einen durchwinkt oder nicht. Denn nach dem letzten Klick auf den Senden-Button hat man keineswegs ein Konto im iBookstore. “Sie hören von uns” lautet die Botschaft.
Google Bücher
In Googles Buchprogramm im Play Store will ich das Werk natürlich auch anbieten. Die Buchdatei liegt seit dem 23. Januar bei Google, ist aber noch nicht freigegeben. Immerhin konnte ich mit der EIN das US-Steuerformular W-8BEN auf Googles Seiten ausfüllen, so dass keine Steuer von möglichen Umsätzen einbehalten wird.
Ende gut, alles gut
Nach mehrern Anläufen, bei Apple meine EIN als Eintrittskarte für iTunes Connect vorzuzeigen, wurde mir Anfang März 2013 die Tür zum iBookstore endlich geöffnet. Seit Ende März ist mein eBook im ePub-Format bei Apple als auch Google zu haben.
Kommentare anschauen (9)
Danke für den tollen Bericht. Wir haben ähnliches erlebt und haben die Hürde der US Steuernummer bereits übersprungen.
Nun warten wir auf ein OK von Apple für iTunes Connect.
Jedoch haben wir jetzt aus den USA die Aufforderung erhalten eine Steuererklärung abzugeben, war das bei Ihnen auch der Fall? Und wenn ja, was haben Sie gemacht?
Nee, bislang habe ich keine Aufforderung für eine Steuererklärung erhalten. Zum Glück....
Schade, so ganz vollständig ist dein Artikel leider nicht. Ich vermisse den Teil, bei dem es darum geht, das iBook überhaupt einzureichen. Das ist meine erste Hürde - aber vermutlich auch nur deshalb, weil mein Englisch zu schlecht ist. Ich finde es total ärgerlich, dass Apple hier keinen deutschsprachigen Dialog anbietet - ärgerlich ist eigentlich untertrieben. Ich bin total wütend. Bislang weiß ich nicht, ob ich meine Kreditkarte mit meinem vorhandenen iTunes-Account verbinden muss (da zahle ich bislang nach einer anderen Methode), oder ob ich einen neuen Account anlegen soll. Echt, es nervt total. :-(
'Die möchten gern wissen, wie viele Bücher ich bereits im ePub- oder PDF-Format habe und wie viele neue Titel monatlich hinzukommen.'
Was würden Sie hier für Angaben empfehlen? Schließlich wirkt das im ersten Moment doch etwas abschreckend und könnte den erfolgreichen Weg zur Publizierung noch verhindern.
Hallo, ich habe da ganz ehrlich 1 bei vorhandenen und 0 bei monatlich hinzukommenden Büchern angegeben. Hat Apple nicht abgeschreckt.
Großes Kino.
Der EIN-Tipp klingt charmant. Ansonsten gibt's hier gleich noch einen Dienstleister zu der Riege von oben: Smashwords – http://www.smashwords.com/about/how_to_publish_on_smashwords
Auch sie verdienen natürlich mit, es bleiben wohl 60%. Dafür, dass gemäß allen landläufigen Quellen im iBookstore eh kaum Umsatz generiert wird, könnte das die gesparten Nerven glatt wert sein.
Ich habe es auch per Telefon versucht. Beim ersten Mal habe ich ca. 20 Minuten gewartet, bis ich jemanden in der Leitung hatte. Helfen konnte oder wollte mir die Person nicht. Beim zweiten Versuch hat es über eine halbe Stunde gedauert, bis ich eine Dame dran hatte, die mir auch nicht weiter geholfen hat. Also einfach so am Telefon die einzelnen Punkte durchgehen hat bei mir nicht funktioniert. Gerne gebe ich Dir (Andreas) alle nötigen Daten von mir, damit Du mir telefonisch und per FAX diese Steuernummer besorgen kannst. Hat jemand ein richtig ausgefülltes Muster von diesem W-7 Formular (2013-Version)? Am besten mit Erklärung, welche Haken gesetzt werden müssen und welche Felder ausgefüllt werden müssen. Bitte kein allgemeines Geschwafel oder Erklärungen zu den Formularen die bis Ende 2012 gültig waren.
Auch ich hatte mit der EIN- Beantragung keine Probleme. Es dauerte aber nicht 4 Tage sondern 4 Wochen bis die Antwort aus den USA kam. Per Post.
Und nicht vergessen: Du brauchst noch ein ISBN. Die gibt es hier: http://www.german-isbn.de/ Kostet 80 Euro.
Die EIN (Employer Identification Number ist die Lösung, auch für Privatpersonen. Ist sehr einfach zu bekommen, online das Formular SS-4 herunterladen und nach einer der vielen Ausfüllanleitungen googeln, dann nachmittags die angegebene US-Nummer der Steuerbehörde in den USA (IRS) anrufen und die ausgefüllten Felder einzeln durchgeben. Anschließend bittet der IRS-Mitarbeiter Sie das Formular noch unterschrieben an eine Nummer zu faxen, die er ihnen ansagt - fertig. Sie erhalten sofort mündlich die EIN, diese wird dann auch noch schriftlich nach ca. 5-6 Wochen zugeschickt.
Kostet außer den Telefon/Faxkosten gar nichts und ist innerhalb von 2h zu erledigen. Habe das selbst erfolgreich durchgeführt und diese EIN dann zur Befreiung der US-Quellensteuer verwendet, sei es für den Verkauf von eBooks bei iTunes oder Apps z.B. beim US-Händler Barnes & Noble.