Server? Wozu brauche ich einen Server zuhause? Um gleich die Antwort zu liefern: Datensicherung (u.a. TimeMaschine Backup), Fotos, Musikwiedergabe, Filme und TV-Serien auf dem Fernseher und unterwegs schauen sowie eine private Cloud. Das ist es für Privatanwender, für kleine Unternehmen und Heimbüros hat die Disk Station DS215j von Synology noch deutlich mehr im Angebot.
So ein Server wird auch als NAS bezeichnet. Das steht für Network Attached Storage, vereinfacht gesagt, eine Festplatte mit Netzwerkanschluss. Der DS215j ist kompakt (16,5 x 10 x 22,6 cm) und recht leicht (880 Gramm), was daran liegt, dass er eigentlich nur aus der äußeren Hülle, einer Leiterplatine und einem Lüfter besteht. Im Inneren ist Platz für zwei Festplatten. Nicht mehr und nicht weniger. Doch der wahre Zauber startet erst später.
Die Kiste befüllen
Noch ist die Kiste leer. Eine Festplatte muss in der NAS erst noch installiert werden. Für meinen Test habe ich eine sechs Terabyte große Red von Western Digital gestellt bekommen. Die 3,5″-Platte wird einfach eingeschoben, bis die Kontakte fest sitzen. Noch vier Befestigungsschrauben eindrehen, fertig. Insgesamt gibt es Einschübe für zwei Festplatten, was interessant ist, wenn man Daten spiegeln möchte. Man kann auch Festplatten im Format 2,5″ verwendet, doch für den Einbau benötigt man einen separaten Rahmen.
Der Zusammenbau war wirklich einfach, doch beim ersten Mal hat man schon Respekt. Ich finde den Gedanken nach wie vor befremdlich, einen Heimserver getrennt von der Festplatte zu kaufen. Man ist sich vorher nicht sicher, ob man denn die richtige Festplatte zum Server ausgewählt hat (Größe, Format, Anschlüsse etc.). Auf der anderen Seite kann jeder Nutzer flexibel entscheiden, ob er ein oder zwei Festplatten und welches Speichervolumen er haben möchte. Einsteiger, die den getrennten Kauf und das Zusammenbauen scheuen, wählen besser ein Kombiangebot. Der DS215j kostet ca. 160 Euro und für die 6 TB Festplatte von WD kommen nochmal ca. 280 Euro dazu. Kein ganz günstiges Vergnügen.
Den Server aufstellen
Ich platziere das Testgerät in unmittelbarer Nachbarschaft zu meinem Router. Per LAN-Kabel verbinde ich beide miteinander. In Sachen technischen Daten nur so viel: im Inneren arbeitet eine Dual Core CPU (800 MHz) und 512 MB Arbeitsspeicher. Auf der Rückseite befinden sich Lüfter und sämtliche Anschlüsse, neben dem Gigabit-Ethernet-LAN-Port noch zwei USB (jeweils ein 2.0 und ein 3.0). An der Front sind der Ein-/Ausschalter und mehrere LED-Leuchten, deren Farben über den Zustand des Servers informieren. Die Gummifüße auf der Unterseite nehmen die Vibrationen von Festplatte und Lüfter. Ich höre tatsächlich nichts – im gesamten Testzeitraum nicht. Während die WD MyBook Live daneben hörbar ihren Dienst verrichtet, macht der Server von Synology kaum wahrnehmbare Geräusche. Ein ganz leises Vergnügen.
Sobald der Server angeschlossen ist und eine Internetverbindung hat, ruft man im Browser die URL find.synology.com auf. Über die Weboberfläche installiert man den DSM (Disk Manager Station). Sobald ein Name für das NAS samt Benutzer und Passwort angelegt sind, kann es losgehen. In der browserbasierten Oberfläche hat man im so genannten Paket-Zentrum die Auswahl zwischen Sicherheits-, Unternehmens- und Multimedia-Anwendungen.
Alles mit Medien
Mir geht es erst mal um meine Medien, also installiere ich den iTunes Server, den Logitech Media Server, die Audio Station, die Photo Station und natürlich die Video Station, denn meine Filmsammlung soll vom Arbeitszimmer auf den Fernseher im Wohnzimmer gelangen.
Wer DLNA-fähige Geräte oder Spielkonsolen wie die PlayStation von Sony oder die Xbox 360 von Microsoft besitzt, streamt die Inhalte direkt auf diese Geräte bzw. angeschlossene Fernseher.
Darüber hinaus bietet Synology für einen Zugriff auf sämtliche Medien im App-Store die passenden Apps für iPhone und iPad an. Wer einen DLNA-fähigen Fernseher hat, kann darauf direkt Filme wiedergeben. Ich gehe den Umweg über die App DS Video. Die zeigt mir alle meine Spielfilme mit Filmplakat und Inhaltsbeschreibung (aus der IMDB-Datenbank an). Für die Wiedergabe auf meinem Fernseher stehen mir AirPlay via Apple TV und Googles HDMi-Stick Chromecast zur Auswahl. Wobei die Menüführung in der App ein wenig verwirrend ist. Man sucht nach dem Wiedergabe-Start vergeblich das AirPlay-Logo. Die Wiedergabequelle wählt man vor dem Start über ein Fernsehsymbol aus.
Kennste den schon?
Filme kann ich auch für Freunde und Bekannte außerhalb meines Haushalts freigeben. Dazu aktiviere ich die öffentliche Freigabe und teile dem Freunde die URL mit. Das setzt allerdings ein wenig Konfigurationsarbeit voraus, Stichwort DDNS (dynamisches Domain Name System). Die meisten Menschen werden einen DSL-Anschluss verwenden. Der Provider unterbricht, meist nachts, die Verbindung und teilt eine neue IP-Adresse zu. Somit müsse der Link zum Film ständig aktualisiert werden. Mit dem DDNS erhält der Server nach außen eine feste Adresse und dem DDNS-Dienst wird laufend die neue IP-Adresse des Providers mitgeteilt. Damit das klappt, muss man dem Router, durch den die Daten ja geleitet werden, dass es diesen Dienst gibt und wo die Daten liegen (Portfreigabe). Der DSM bietet hier mehrere Möglichkeiten: Unter Externer Zugriff kann man einen DDNS-Dienst (u.a. Strato, DynDNS, SelfHost.de) auswählen oder den von Synology verwenden. Außerdem erkennt das System UPnP-fähige Router und übernimmt die Einrichtung der Port-Weiterleitung. Meine Fritz-Box wurde direkt erkannt, doch die automatische Einrichtung hakte. Kein Problem, im Fritz-Box-Menü konnte ich unter Internet/Freigaben die Portfreigabe einrichten.
Wem das zu technisch, zu komplex ist, dem bietet Synology einen einfacheren Weg über QuickConnect. Der Dienst wird ebenfalls im DSM eingerichtet. Der Nutzer gibt eine Mailadresse und eine QuickConnect-ID an. Danach sieht er einen Link, den er im Browser aufrufen kann, um Inhalte vom Server anzusehen. Die QuickConnect-ID funktioniert auch beim Fernzugriff über die Apps. Allerdings ist der Datentransfer etwas langsamer als bei einem externen Zugriff über einen DDNS-Dienst.
Mein Videorekorder
Die meisten meiner Filme kommen von Save.TV, wer sich aber den Download der Aufnahme ersparen möchte, kann den DS215j zum Videorekorder machen. Einzige Voraussetzung: Ein DVB-Empfänger mit USB-Anschluss. Ich hatte noch ein Cinergy T2 rumliegen und habe es mal ausprobiert. Der TV-Empfänger wurde auf Anhieb von der Video Station erkannt und nach Angabe meines Ortes auch der passende TV-Progammführer (EPG) geladen. Mit wenigen Klicks hatte ich meine Lieblingsserien und einige Spielfilm programmiert. Die lassen sich auch problemlos innerhalb der DS Video-App auf dem iPhone oder iPad wiedergeben, doch eine Übertragung per AirPlay auf den Fernseher ist ungmöglich. Das DVB-t-Signal wird im MPEG-TS-Format gespeichert, das müsste ich zuerst in ein AirPlay-taugliches Format (.mp4) umwandeln. Ein weiterer Nachteil der DVB-t-Aufnahme gegenüber Save.TV: Die Werbeunterbrechungen sind noch drin.
Der kleine Unternehmer
Wer nicht nur Filme, Serien, Fotos und Musik den Server im Heimbüro oder einem klein auf dem Server nutzen, will, sondern ein wenig arbeiten muss, bekommt mit dem DS215j einen fleißigen Helfer: Im Paket-Zentrum findet man eine beeindruckende Auswahl an Anwendungen. Das reicht vom Mail- und VPN-Server über CMS Systeme wie WordPress, Joomla oder Drupal bis zu Programmen für die Kundenbetreuung (Sugar CRM, osTicket).
Mein Drucker ließ sich als Netzwerkdrucker einrichten, so dass er vom iPhone als AirPrint-Drucker erkannt wird. Mit der Cloud Station mache ich den Server zu meiner eigenen Datenwolke, auf die ich von außen zugreifen kann. Mit der Funktion Cloud Sync sichere ich die Daten vom Server zusätzlich in der Dropbox oder anderen Dienste, so dass bei einer Zerstörung des NAS meine Daten immer noch vorhanden sind.