Was für ein Jahr für Apple-Fans: das iPhone 5 gewachsen, das iPad geschrumpft, nach nur sieben Monaten bereits die vierte iPad-Generation auf dem Markt und den Start der Apple-Karten vermurkst. Fast alle Apple-Produkte kamen 2012 überarbeitet in die Läden. Tim Cook gibt Gas, präsentiert sich den US-Medien und pflegt seinen kooperativen Führungsstil. Dem standen Scott Forstall und der noch frische Store-Chef im Weg, sie mussten gehen.

Apple Fernseher

Bleibt die Frage: Was kommt 2013? Ich höre ein lautes: der Apple-Fernseher. Ja, man muss kein Prophet sein, um den kommen zu sehen. Natürlich ist es eine vernünftige Produktstrategie, weil Apple bislang kaum im Wohnzimmer vertreten ist (außer iPad- oder Laptop-Nutzung auf der Couch). Außerdem ist das Unternehmen aus Cupertino mit über 435 Millionen iTunes-Nutzerkonten in 63 Ländern die führende Vertriebsplattform für digitale Medien – Filme und TV-Serien mit eingerechnet.

Doch sehe ich beim Fernseher auch etliche Fragezeichen. Fernsehen in den USA funktioniert anders als in Europa. Da gibt es die nationalen Networks, die das Mantelprogramm für diverse lokale frei empfangbare Stationen liefern. Hinzu kommen Kabelsender, die man kostenpflichtig abonnieren muss. Apple kann nur mit Leih- und Kaufprogrammen dienen, die ihnen die Produzenten anbieten. Ob das Gerät auch klassisches TV-Programm empfängt, ist unklar. Falls doch, auf welchem Weg – per Kabel, Satellit oder DVB-t? Muss das Gerät alle Wege unterstützen? Während die Amerikaner es gewohnt sind, Settop-Boxen anzuschließen, ist das hierzulande eher ungewöhnlich. Ein All-in-One-Gerät hätte Charme. Am besten noch mit integrierter Festplatte für eigene Aufnahmen.

Auf der anderen Seite frage ich mich, ob ein Apple-TV wirklich die klassischen Sender empfangen? Die haben in einer Generation, die mit XBMC und Aufnahmediensten wie Save.TV groß werden, eine miese Zukunft. Kaum ein Markenhersteller wird im Fernsehen werben, wenn klar ist, dass viele Zuschauer den Werbeblock überspringen oder gar nicht erst runterladen. Das stellt aber wiederum die Finanzierung von Privatfernsehen komplett in Frage.

Beziehungskrise

Zum Fest der Liebe gibt es regelmäßig Beziehungsstreit. Das zeichnet sich auch in der Liebe zum angebissenen Apfel ab. Die ersten Vorreiter wenden sich enttäuscht ab. Schluss mit Apple schreibt David Pfeifer auf Süddeutsche.de, weil er sich verraten fühlt und das Unternehmen böse geworden ist. Hajo Schumacher betitelt seinen Kommentar auf Spiegel Online gleicht mit „Das Nordkorea der Konsumwelt“. Dabei hatte sich der Journalist vor nicht allzu langer Zeit hier im Fragebogen als iPhone-Fan geoutet. Es ist nun en vogue auf Apple einzudreschen. Bei vielen Punkten verstehe ich warum, frage mich aber zeitgleich: Was ist die Alternative?

Als Nutzer bin ich noch immer von den Produkten begeistert. Als Autor und Journalist treibt mich dieses Unternehmen regelmäßig in den Wahnsinn. Anrufe beim deutschen Pressesprecher waren zwar immer sehr freundlich aber wenig informativ. Der letzte mir bekannte Pressesprecher für den deutschsprachigen Raum hat das Unternehmen vor einigen Monaten verlassen. Auf der Webseite oder via Fachmedien habe ich von einer Neubesetzung nichts mitbekommen.

Für Testgeräte ist eine PR-Agentur verantwortlich, die mit jeder neuen Generation die Vergaberichtlinien zu verändern scheint oder von Apple neue Vorgaben erhält. Ich blicke da nicht mehr durch. Bei meinem Buch zum iPhone 5 gab es weder für mich, noch den Verlag ein Testgerät von Apple. Die Deutsche Telekom half ohne zu zögern aus, damit ich möglichst schnell ein Testgerät in die Hände bekam. Dafür an dieser Stelle noch mal vielen Dank.

Die USA im Blick

Auf mein eigenes iPhone 5 musste ich sechs Wochen warten. Mit dem Gerät habe ich die 111 nützlichsten Tipps und Tricks für alle iOS 6-Geräte in Form eines eBooks zusammengestellt. Das Buch gibt es bislang nur bei Amazon für den Kindle bzw. die Kindle-Apps auf iPhone und iPad. In den iBookstore komme ich (noch) nicht rein. Als Autor steht man vor der Wahl: Einen zugelassenen Dienstleister wählen, der natürlich mitverdienen will, aber das Buch unter seinem Verlagsnamen in den iBookstore bringt. Oder eine eigene Verleger-Zulassung bei Apple beantragen, wofür man eine US-Steuernummer benötigt. Ein Unternehmen, das rund 60 Prozent seines Umsatzes außerhalb der USA macht, verlangt von Autoren eine Steuerfreistellung für die USA. Natürlich könnte Apple die Autorenzulassung für Europa über eine ihrer europäischen Niederlassungen, beispielsweise die in Cork, Irland, machen, aber sie wollen es nicht. Warum auch immer.

So sehr Tim Cook in den USA um Offenheit und Nähe zu den meinungsbildenden Medien bemüht ist, wird das in Europa nicht passieren, weil die Niederlassungen nicht eigenständig agieren dürfen. Nach dem Hype wird Apple im Jahr 2013 ein deutlich schärferer Wind in sämtlichen Publikationen entgegen wehen. Pfeifer und Schumacher haben die Windrichtung bereits vorgegeben.

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