Razzien wegen Zucker-Kartell: Anleger strafen Südzucker ab
Das operative Ergebnis von Südzucker klettert um 30 Prozent. Dennoch rauscht der Aktienkurs in den Keller. Den Grund dafür liegt im Ausblick von Europas größtem Zuckerhersteller. Der verschreckt nicht nur die Anleger, auch die Analysten sind überrascht.
Europas größter Zuckerproduzent Südzucker hat mit einer düsteren Gewinnprognose nach dem Rekordjahr 2012/13 die Anleger verschreckt. Dem jüngsten Anstieg des operativen Ergebnisses um fast 30 Prozent soll nun ein Einbruch um gut 15 Prozent folgen. Der Gewinn bleibe damit aber nach dem Ausnahmejahr 2012/13 auf hohem Niveau, sagte Vorstands-Chef Wolfgang Heer. Versalzen wird den Mannheimern das Geschäft voraussichtlich durch steigende Rübenpreise. Auch ein Rückgang der Weltmarktpreise für Zucker schlägt negativ ins Kontor. Zudem werde die EU den europäischen Herstellern eine geringere Exportquote erlauben als im Vorjahr.
Die trüben Aussichten für das laufende Geschäftsjahr schickte die Aktie des im MDax notierten Unternehmens auf Talfahrt. Der Kurs fiel zeiweise um fast 9 Prozent. Zum Handelsschluss notierte das Papier noch immer fast 7 Prozent schwächer.
Markt ist überrascht
Es half auch nichts, dass die Dividende für das abgelaufene Jahr stärker angehoben wurde als von Analysten erwartet, nämlich um 20 auf 90 Cent je Anteilsschein. "Ein schwächeres Ergebnis war vielleicht absehbar, aber in dieser Härte hat der Markt damit nicht gerechnet", sagte ein Händler.
"Die aktuelle Schwäche in Südzucker bietet eine Kaufgelegenheit", so Marc Gabriel, Analyst beim Bankhaus Lampe. Der Zuckerproduzent habe die vergangenen drei Jahre in einem sehr guten Umfeld von steigenden Zuckerpreisen profitiert. "Dieses Rekordniveau ist auf Dauer nicht zu halten". Die Markterwartung eines operativen Ergebnisses von 900 Mio. Euro in diesem Jahr stuft der Analyst als zu optimistisch ein.
Vor der Südzucker-Zahlen hatte Gabriel bereits sein Kursziel auf 36 Euro reduziert, die Aktie bleibt für ihn aber ein Kauf.
Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2012/13 über alle Sparten - also Zucker, Biosprit, Fruchtzubereitungen sowie Fertigessen und Nahrungsergänzungsmittel - um 13 Prozent auf 7,9 Mrd. Euro zu. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern einen langsameren Anstieg um knapp acht Prozent auf 8,5 Mrd. Euro.
Reform der Zuckermarktordnung
Mit seinem Hauptprodukt Zucker verdiente der Konzern, der mehrheitlich einer Vereinigung süddeutscher Rübenbauern gehört, vor allem dank des Preisanstiegs in Westeuropa mehr als im Vorjahr. Doch der Trend steigender Preise und wachsender Exporte des vergangenen Jahres soll sich in diesem Jahr umkehren. Sorge bereitet dem europäischen Marktführer die Reform der Zuckermarktordnung in der Europäischen Union. Die Begrenzung der Menge soll abgeschafft werden.
Sprudelnde Gewinne gab es bei der Tochter Cropenergies, die mit Biosprit aus Getreide und Rüben im vergangenen Jahr das operative Ergebnis um fast zwei Drittel steigerte. Doch auch hier droht aus Sicht der Erzeuger Ungemach von Seiten der Politik. Die EU will den Anteil des Biosprits am gesamten Treibstoff ab 2020 auf fünf Prozent begrenzen. Stattdessen soll mehr Biokraftstoff aus Abfall gewonnen werden. Grund sind Studien, wonach der Sprit aus den Naturrohstoffen eine schlechtere Klimabilanz hat als gedacht, und die Produktion außerdem Nahrungsmittel weltweit zum Schaden armer Länder verteuern würde. In Europa gebe es diese Konkurrenz von Teller und Tank aber nicht, sagte Heer.
Die Krise in vielen europäischen Ländern und der Pferdefleischskandal belasteten das Geschäftsfeld Spezialitäten, zu dem auch Tiefkühlkost gehört. In der Fertiglasagne der Südzucker-Marke Freiberger fand sich bei Tests zwar keine Spur von Pferdefleisch, dennoch brach der Umsatz um 50 Prozent ein.
EU erhebt Kartellvorwürfe
EU-Ermittler durchsuchten indes Unternehmen der Zuckerindustrie in mehreren europäischen Ländern. Diese werden der Behinderung des Wettbewerbs beziehungsweise der Kartellbildung verdächtigt, wie die EU-Kommission mitteilte. Es geht um "weißen Zucker in seinen verschiedenen Formen".
Die Razzien in Begleitung von Fahndern der nationalen Behörden fanden demnach bereits am 23. April statt. Wie üblich nannte die Kommission die betroffenen Firmen nicht. Sie untersucht den Verdacht jetzt weiter, eine Frist für die Aufklärung gibt es nicht. Südzucker
Quelle: n-tv.de